Leben und Arbeiten in Südostasien: Darum sind diese Länder bei Expats beliebt
Südostasien zieht seit Jahren Menschen aus aller Welt an, die sich ein neues Leben in der Ferne aufbauen möchten. Die Gründe sind vielfältig: Tropisches Klima, niedrige Lebenshaltungskosten, wirtschaftliche Chancen und eine faszinierende kulturelle Vielfalt machen Länder wie Indonesien, Thailand oder die Philippinen besonders attraktiv.
Doch wer über eine Auswanderung nachdenkt, sollte sich nicht nur von idyllischen Stränden oder kulinarischen Highlights leiten lassen – ein Leben als Expat bedeutet weit mehr als ein ausgedehnter Urlaub.
Dieser Artikel gibt einen Überblick über einige der beliebtesten Länder für Expats in Südostasien. Die Länderporträts decken gleichzeitig exemplarisch auf, worauf es bei der Wahl des Auswanderungslandes ankommt – auch bei den vielen anderen beliebten Expat-Zielen in Südostasien und weltweit. Von der Arbeitswelt über das Gesundheitssystem bis hin zur digitalen Infrastruktur: Die Unterschiede zwischen den Ländern sind groß, und nicht jede Destination passt zu jedem Lebensstil. Was sind die größten Vorteile? Welche Herausforderungen sollte man im Blick haben? Und wie können Expats sich auf die neue Heimat vorbereiten? Egal, ob als „digital nomad“, entsandte Fachkraft oder jemand im Ruhestand mit Fernweh – wer gut informiert ist, kann realistische Erwartungen setzen und die besten Entscheidungen für das eigene Expat-Leben treffen.
Zwei Dinge werden bei der Lektüre klar: Erstens gelten für den dauerhaften Umzug ganz andere Faktoren als für den kurzen Trip im Winter. Denn anders als bei der Urlaubsreise – ob nun kurz oder lang – wird man durch den dauerhaften Umzug Teil der Gesellschaft, des politischen Systems und auch des Wirtschaftskreislaufes vor Ort.
Zweitens müssen sich Expats im Vorfeld darauf einstellen, dass selbst die beliebtesten Destinationen nicht nur Vorteile bieten. Dass ein Land etwa mit niedrigen Lebenshaltungskosten punktet, sagt noch nichts über die Lebensqualität vor Ort aus. Macht die hervorragende Internet-Infrastruktur ein bestimmtes Land attraktiv für eine mobile Arbeitskraft, kann das gleiche Land für eine junge Familie ein No-Go sein, falls die Bildungsangebote unzureichend sind. Die Wahl der neuen (oder vielleicht auch: zusätzlichen) Heimat will wohlüberlegt sein. Die folgenden Punkte können dabei als Startpunkt dienen.
Indonesien
Mit über 17.000 Inseln, von denen 6.000 bewohnt sind, lockt Indonesien jährlich unzählige Menschen aus anderen Weltregionen an, die, umgeben von tropischem Klima, traumhaften Stränden und üppigen Regenwäldern, ein neues Kapitel in ihrem Leben aufschlagen wollen.
Wer von einem neuen Leben in Indonesien träumt, denkt dabei oft nicht einmal an die Hauptstadt Jakarta, sondern stellt sich lieber die Traumstrände Balis vor. Der Touristen-Hotspot repräsentiert für viele das klassische Ideal des digitalen Nomadentums: Dort zu arbeiten und den Alltag zu leben, wo andere nur zum Urlaub hingehen. Julia Starkey, die schon seit Jahren als Expat auf Bali lebt, hat bereits in der Vergangenheit viele praktische Ratgeber-Artikel für „Leben und Arbeiten im Ausland“ verfasst – ein Blick in unser Archiv lohnt sich also für Indonesien-Fans besonders!
Da nimmt es nicht wunder, dass das Land in der aktuellen Studie „Expat Insider“ von InterNations zur drittbeliebtesten Destination aller befragten Expats gekürt wurde, gleich hinter Panama und Mexiko. Für die aktuelle Fassung der Studie aus dem Jahr 2024 wurden insgesamt 12.543 Expats aus 53 Ländern zu ihrer Zufriedenheit in verschiedenen Lebensbereichen in ihrer neuen Heimat befragt. Der Begriff „Expat“ wird von InterNations dabei bewusst diffus gehalten, um die Perspektiven von Freiberuflerinnen und Freiberuflern, Selbstständigen, entsandten Festangestellten und auch Rentnerinnen und Rentnern berücksichtigen zu können. Die Befragung zeigt unter den Gruppen eine relativ gleichmäßige Aufteilung auf: 15 Prozent sind in das Land gezogen, um dort dauerhaft ihren Ruhestand zu verbringen, 13 Prozent haben vor Ort eine neue Beschäftigung gefunden. Zehn Prozent sind in ihrem Heimatland angestellt und wurden von ihrem Arbeitgebenden langfristig nach Indonesien entsandt. Grundsätzlich positiv zu vermerken ist, dass sich die Expats wirklich zu Hause fühlen und sich leicht an die Kultur gewöhnen können. Beeindruckende 85 Prozent fühlen sich im Land willkommen – 22 Prozentpunkte über dem weltweiten Durchschnitt. Und mehr als neun von zehn Befragten (91 Prozent) stimmen zu, dass die Menschen gegenüber ausländischen Einwohnerinnen und Einwohnern freundlich sind (im Vergleich zu 61 Prozent weltweit).
Arbeiten in Indonesien
Gerade in puncto Arbeitskultur hat sich Indonesien in den vergangenen Jahren stark verbessert. Anders als in vorangegangenen Studien loben die Befragten eine ausgewogene Work-Life-Balance, bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 38,8 Stunden (im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt von 42,5 Stunden). Im aktuellen Expat-Insider-Ranking belegt Indonesien den ersten Platz bei der allgemeinen Arbeitszufriedenheit wie auch bei den Karrierechancen.
Wie der Experte für Expat-Versicherungen William Russel ermittelt hat, liegt das durchschnittliche Expat-Gehalt bei umgerechnet etwa 26.800 Euro. Wer in einer Metropole wie Jakarta lebt, kann mit etwa 115.000 Euro im Jahr rechnen. Vor dem Hintergrund, dass Jakarta im Vergleich mit anderen Metropolen weltweit besonders niedrige Lebenshaltungskosten hat, scheint die Perspektive, eine Karriere in Indonesien zu starten, besonders attraktiv.
Gleichwohl gibt es einiges im Voraus zu bedenken, wenn man beruflich in Indonesien einen Neuanfang wagen will. Schon die generelle Möglichkeit, in Indonesien einer Arbeit nachzugehen, ist für Ausländerinnen und Ausländer an ein spezielles Arbeitsvisum geknüpft. Julia Starkey betonte in einer vergangenen Ausgabe von „Leben und Arbeiten im Ausland“, dass es sich angesichts des indonesischen Visum-Dschungels durchaus lohnen kann, das Geld für eine individuelle Beratung aufzubringen. Zu den verschiedenen Visa-Möglichkeiten erhalten Interessierte in diesem Heft ebenfalls Informationen.
Die digitale Infrastruktur ist vor allem für diejenigen ein zentraler Faktor, die auf eine stabile und leistungsfähige Internetverbindung angewiesen sind, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen – sei es als Führungskraft, die mehrmals täglich den heimischen Mutterkonzern kontaktiert, als Vertrieblerin oder Vertriebler, die oder der mit Kundinnen und Kunden weltweit spricht oder digital nomads, die redaktionelle oder grafische Dienstleistungen online anbieten und bearbeiten.
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Das Tool Speedtest.net verrät in einem internationalen Ranking, dass die indonesische Internetgeschwindigkeit im weltweiten Vergleich enttäuschend abschneidet: Im Bereich „mobiles Internet“ kommt Indonesien auf eine Download-Geschwindigkeit von 40,44 Mbps und landet auf Platz 84 von 104 untersuchten Ländern. Das Festnetz-Internet kommt gerade einmal auf 32,13 Mbps und verschafft Indonesien den Platz 121 von 152 untersuchten Ländern.
Entsprechend attestieren die Befragten des aktuellen Expat-Insider-Rankings der indonesischen digitalen Infrastruktur ein schlechtes Urteil: In der Kategorie Highspeed-Internet landet das Land auf Platz 49. Andere Facetten des digitalen Lebens werden nicht besser bewertet: In der Kategorie bargeldlose Zahlungsmöglichkeiten landet das Land auf Platz 45, Online-Verwaltungsdienste landen auf Rang 47.
Lebenshaltungskosten in Indonesien
Zum dritten Mal in Folge gehört Indonesien im Expat-Insider-Ranking zu den Top Ten im Bereich „Persönliche Finanzen“, aktuell belegt es den dritten Platz. Dank vergleichsweise niedriger Lebenshaltungskosten sind 86 Prozent der Befragten der Meinung, dass ihr verfügbares Haushaltseinkommen (mehr als) ausreicht, um ein angenehmes Leben zu führen. Im weltweiten Durchschnitt sehen dies „nur“ 70 Prozent aller Expats so.
Wer sich ein konkreteres Bild für die Kosten des täglichen Lebens machen will, kann den Index für Lebenshaltungskosten von Numbeo heranziehen. Die Lebenshaltungskosten (inklusive Mietkosten) betragen in Indonesien knapp 17 Prozent der Kosten in New York – Numbeo nutzt die US-Metropole stets als Referenzwert. Die Kaufkraft der indonesischen Bevölkerung beträgt dabei immerhin knapp 36 Prozent der New Yorker Kaufkraft. Und laut InterNations sehen es Expats im weltweiten Vergleich auch als besonders einfach an, Wohnraum zu finden.
Die Länderdatenbank Numbeo aggregiert Zahlen für verschiedene Lebensbereiche und macht Länder weltweit vergleichbar. Zwar muss man bedenken, dass die Datenbank, ähnlich wie Wikipedia, frei editierbar ist und die Zahlen nicht zwingend überprüft werden. Allerdings macht die Größe der Datenbank so immerhin einen ersten groben Ländervergleich für Expats möglich.
Schulsystem in Indonesien
Wer mit einer jungen Familie in Indonesien ein Leben aufbauen will, dürfte besonders dankbar für die niedrigen Lebenshaltungskosten sein – was mehr Geld für eine private Schulbildung übrig lässt. Denn im weltweiten Vergleich schneidet das indonesische Schulsystem leider schlecht ab, sodass viele zuziehende Familien über Privatschulen nachdenken dürften.
In der aktuellen PISA-Studie aus dem Jahr 2022 attestiert die OECD dem Land deutlich unterdurchschnittliche Leistungen in allen drei untersuchten Bereichen: Bei 81 untersuchten Ländern landete das Land im Bereich Lesekompetenz auf Platz 71, im Bereich Mathematik auf Platz 69 und im Bereich Naturwissenschaften auf Platz 67. Für die Bildungslandschaft des Kontinents ist das keine unerhebliche Erkenntnis. Denn laut Zahlen der Weltbank stellt das indonesische Schulsystem mit über 50 Millionen Schülerinnen und Schülern, 2,6 Millionen Lehrkräften und über 250.000 Schulen das drittgrößte Schulsystem Asiens und das viertgrößte weltweit dar.
Einblicke in das indonesische Schulsystem bieten die Dossiers der Weltbank und das Informationsportal für ausländische Berufsqualifikationen des Bundesministeriums für Wirtschaft.
Lebensqualität in Indonesien
Anders als in anderen Kategorien des Expat-Insider-Rankings erhält Indonesien im Bereich Lebensqualität unbefriedigende Wertungen und landet mit Platz 44 in den „Flop-10“ des gesamten Expat-Ländervergleichs. Zwar kann das tropische Land mit seinem besonders angenehmen Klima und Wetter punkten (Rang 11) und lockt Kurz- wie Langzeitreisende mit einer großen kulinarischen Vielfalt (Rang 11) sowie einem gut bewerteten Kulturangebot und aufregendem Nachtleben (Rang 14) an.
Doch das kann nicht über den 48. Platz in der Kategorie „Gesundheitswesen“ hinwegtrösten. Weniger als zwei von fünf Expats sind mit der Qualität zufrieden (im Vergleich zu 66 Prozent weltweit), und nur 46 Prozent bewerten die Verfügbarkeit von medizinischer Versorgung positiv (im Vergleich zu 68 Prozent). Die Luftqualität ist doppelt so schlecht wie im weltweiten Durchschnitt. So belegt Indonesien in den Bereichen Umwelt und Klima nur den 45. Platz und in der Unterkategorie Reisen und Verkehr den 49. Platz.
Gerade Rentnerinnen und Rentner, die ihren Lebensabend in Indonesien verbringen möchten, müssen auf ihre Gesundheit achten und ihren Aufenthaltsort mit Bedacht wählen: Einerseits ist es wichtig, smog-belastete Großstädte zu meiden – sicherlich dürfte die Landluft deutlich besser für die Lunge sein. Andererseits darf der Wohnort nicht allzu weit abgeschnitten von oft zu besuchenden Arztpraxen oder Krankenhäusern sein. Expat-Autorin Julia Starkey geht in diesem Beitrag speziell auf das Gesundheitssystem in der beliebten Destination Bali ein und stellt konkrete Empfehlungen für internationale Krankenhäuser und Zahnarztpraxen vor.
Thailand
Thailand ist nicht nur ein Traumziel für Urlaubsreisende, sondern auch ein Magnet für Expats und ausgewanderte Menschen aus aller Welt. Das „Land des Lächelns“ begeistert mit seiner Mischung aus tropischer Natur, lebendiger Kultur und moderner Infrastruktur. Ob in der pulsierenden Metropole Bangkok, an den paradiesischen Stränden von Phuket und Koh Samui oder im entspannten Chiang Mai – mit seinen vielen Gegensätzen bietet Thailand für jeden Lebensstil den passenden Ort.
Wer aus einem anderen Land hierhin auswandert, schätzt das warme Klima, die niedrigen Lebenshaltungskosten und die freundliche thailändische Mentalität. Hinzu kommen eine köstliche Küche, eine exzellente, wenngleich mittlerweile teurer gewordene Gesundheitsversorgung und eine wachsende internationale Community, die den Einstieg erleichtert. Egal, ob man als digital nomad arbeitet, ein Business aufbauen oder einfach das Leben in vollen Zügen genießen möchte – Thailand bietet unzählige Möglichkeiten für einen erfüllten Neustart.
Bangkok, Thailand © Stockbym, AdobeStock
Arbeiten in Thailand
Das Arbeitsumfeld für Expats in Thailand ist vor allem durch seine geschäftige Hauptstadt und seine versierte Unternehmenskultur geprägt. Die offizielle Geschäftssprache ist Thailändisch, aber Englisch ist weit verbreitet, insbesondere in Bangkok.
Für die Arbeit in Thailand benötigt man eine gültige Arbeitserlaubnis, die nur an Personen vergeben wird, die einen Beruf ausüben, der auf einer bestimmten „Zulassungsliste“ gelistet wird. Diese ist in der thailändischen Botschaft oder dem thailändischen Konsulat einsehbar. Nichtsdestotrotz sind es laut Expat-Insider-Studie lediglich 11 Prozent der befragten Expats, die bereits Jobsicherheit haben, da sie von ihrem Arbeitgebenden entsandt wurden, 12 Prozent haben eigenständig eine Beschäftigung gefunden. Die meisten niedergelassenen „Farangs“, wie weiße Ausländerinnen und Ausländer von den Einheimischen genannt werden, dürften mit Thailand eher den Traum vom Ruhestand unter Palmen verbinden als einen neuen Karriereschritt: Denn ganze 17 Prozent der Befragten leben in Thailand, um dort ihren Lebensabend zu verbringen.
Wer die Erfüllung primär in einer guten Karriere sucht, findet in Südostasien bessere Wohnstätten als Thailand. Im aktuellen Expat-Insider-Ranking erhält Thailand im Bereich „Working Abroad“ seine schlechtesten Wertungen und landet in dieser Kategorie auf dem 39. Platz. Zwar sind knapp 70 Prozent mit der Work-Life-Balance zufrieden, aber die Geschäftskultur empfinden viele als verbesserungswürdig. Fast die Hälfte vermisst die Möglichkeit, kreativ oder unkonventionell zu denken und somit das eigene Geschäft voranzutreiben. Verstärkt wird dies durch all zu starr wahrgenommene Hierarchien.
In vielen Berufsfeldern (und auch im Alltag) ist schnelles Internet nicht mehr wegzudenken. Hier schlägt sich Thailand recht gut und trägt damit nicht nur den vielen digital nomads Rechnung. Mit 101,56 Mbps mobiler Download-Geschwindigkeit landet Thailand im internationalen Test von speedtest.net auf dem 39. Platz von 104 Ländern. Der Festnetz-Test ergab eine Geschwindigkeit von 237,05 Mbps, was dem thailändischen Festnetz-Internet den 13. Platz von 152 Ländern beschert.
Und auch die Bezahlung empfinden zwei Drittel aller Expats als fair. Wie bei allen hier beleuchteten Ländern kommt auch hier als erleichternder Faktor hinzu, dass die Lebenshaltungskosten im Vergleich mit Mittel- bzw. Westeuropa niedrig sind.
Lebenshaltungskosten in Thailand
Ganze 86 Prozent aller Expats finden, dass ihr regelmäßiges Einkommen genug oder mehr als genug für ein angenehmes Leben in Thailand ausreicht. Laut Vergleichsdatenbank Numbeo liegen Lebenshaltungskosten inklusive Miete in Thailand bei einem Viertel der Kosten in New York, dem Referenzwert des Portals. Die Lebensmittel kosten dort knapp 42 Prozent von dem, was man in New York bezahlen müsste, die örtliche Kaufkraft liegt mit 47 Prozent ein wenig höher. Wer Erspartes aus dem Heimatland beisteuern kann oder gar in heimischer Währung bezahlt wird, dürfte in Thailand aufgrund des Wechselkurses ein sehr angenehmes Leben zu günstigen Preisen führen.
Da sich der Immobilienkauf mitunter schwierig gestaltet, ist es für Expats üblich, zur Miete zu wohnen. Darauf weist ein Länderguide für Expats hin, den die Großbank HSBC herausgegeben hat. Die meisten thailändischen Immobilien werden möbliert vermietet, für Telefon, Wasser und Strom muss man oft zusätzlich aufkommen. Vermietende und Maklerinnen und Makler in Thailand erwarten eine Kaution in Höhe von zwei bis drei Monatsmieten, so die Redakteure von HSBC.
Schulsystem in Thailand
Öffentliche Schulen in Thailand bieten eine zwölfjährige Schulbildung an, die zeitlich nach dem Prinzip 6 – 3 – 3 (Jahre) gegliedert ist. Neun Schuljahre davon sind verpflichtend, nichtsdestotrotz verlassen fast die Hälfte aller Schulkinder im Alter von 13 Jahren die Schule, um einer Arbeit (im Familienkreis) nachzugehen. Das öffentliche Schulsystem ist allerdings grundsätzlich nur für in Thailand geborene Kinder vorgesehen.
Deswegen, und auch wegen der Hoffnung auf besser ausgestattete Schulen, melden viele Expats ihre Kinder in einer der zahlreichen Privatschulen an, die ein englisches oder bilinguales Programm anbieten und deren Lehrplan je nach Schule demjenigen aus dem Heimatland der Familie eher entspricht. Es gibt zahlreiche Privatschulen in Bangkok und Pattaya, in ländlichen Regionen ist die Auswahl entsprechend geringer. Eine Alternative ist das Homeschooling, das in Thailand grundsätzlich legal ist. Es ist allerdings an bürokratische Hürden gebunden.
Lebensqualität in Thailand
Gutverdienerinnen und Gutverdiener in Thailand, zu denen sich zum Großteil auch Expats zählen dürfen, verlassen sich oft auf das private Gesundheitssystem, das in den letzten Jahren stark an Qualität zugenommen hat und inzwischen auch im internationalen Vergleich als hervorragend gilt.
Das hat sich auch auf die Gesundheitskosten ausgewirkt, die gerade in der jüngeren Vergangenheit stark angehoben wurden. Neben der Qualitätssteigerung der Krankenhauslandschaft tragen auch externe Faktoren zur Preissteigerung bei, wie etwa generell gestiegene Gesundheitskosten weltweit, auch aufgrund der Corona-Pandemie. Da die Privatkliniken profitorientiert arbeiten, ist es nicht ungewöhnlich, dass das ärztliche Fachpersonal mit ihren Patientinnen und Patienten und Angehörigen über Kosten verhandeln. In Deutschland findet diese Praxis in der Regel mit den Krankenkassen beziehungsweise privaten Krankenversichernden statt, sodass deutsche Patientinnen und Patienten in Thailand oft irritiert reagieren. Ebenfalls nicht ungewöhnlich ist es, dass Privathäuser von ausländischen Kundinnen und Kunden eine Anzahlung verlangen.
Chiang mai, Thailand © Noppasinw, AdobeStock
Gesundheit in Thailand wird generell als überwiegend Privatsache gesehen, und das auch in staatlichen Krankenhäusern: So ist es beispielsweise in einfachen staatlichen Krankenhäusern selbstverständlich, dass nicht das Krankenhauspersonal die Versorgung von bettlägerigen Patientinnen und Patienten übernimmt, sondern deren Angehörige. Dementsprechend gibt es auch keine Besuchszeiten und es ist üblich, dass Verwandte bei den Pflegebedürftigen übernachten. Grundsätzlich besteht eine enorme Diskrepanz zwischen staatlichen und privaten Krankenhäusern.
Expatriates, die sich für mehrere Jahre oder dauerhaft in Thailand niederlassen, benötigen eine zuverlässige private Krankenversicherung. Die internationalen Krankenversicherungen des BDAE decken Besuche ins Heimatland ab und können auch dann abgeschlossen werden, wenn man sich bereits im Ausland befindet. Für einen lebenslangen Schutz ist der EXPAT INFINITY besonders empfehlenswert: gültig in zahlreichen Ländern, ohne zeitliche Begrenzung und auf individuelle Bedürfnisse abstimmbar.
Philippinen
Die Philippinen sind ein wahrer Geheimtipp für Expats und Auswandernde, die von einem Leben im tropischen Paradies träumen. Mit über 7.000 Inseln bietet das Land eine unglaubliche Vielfalt an Stränden, Berglandschaften und pulsierenden Städten. Ob in der geschäftigen Metropole Manila, der entspannten Küstenstadt Cebu oder an den preisgekrönten Stränden Palawans – hier finden viele ihren persönlichen Wohlfühlort.
Besonders geschätzt wird die herzliche und offene Mentalität der Filipinos, die das Ankommen und Einleben leicht machen. Der wohl einzigartige Bonus, den die Philippinen für Expats bereithält, ist die Multikulturalität: Als „melting pot“ der Region durchziehen malaysische, spanische und US-amerikanische Elemente die Geschichte und die Kultur des Landes. Obwohl die Mehrheit des Landes katholischen Glaubens ist, ist besonders der Süden muslimisch geprägt. Hinzu kommen eine aufstrebende Wirtschaft, zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten und ein wachsendes Netzwerk internationaler Communities. Die Kommunikation mit der lokal ansässigen Bevölkerung, gelingt problemloser als in Nachbarländern, da Englisch dort zweite Amtssprache ist.
Aus diesem Grund konnten die Philippinen 2023 ihren dritten Platz im InterNations-Ranking zur Einfachheit des Einlebens in einem neuen Land verteidigen. 41 Prozent der befragten Expats sind hauptsächlich mit Einheimischen befreundet, verglichen mit nur 17 Prozent im weltweiten Durchschnitt. Für 69 Prozent der Befragten ist es leicht, lokale Kontakte zu knüpfen. Und die empfundene Freundlichkeit der Filipinos und Filipinas sichert dem Land Rang vier in der Kategorie Freundlichkeit. Da nimmt es nicht wunder, dass knapp 60 Prozent der Befragten ein dauerhaftes Leben in dem Land planen.
Vielleicht ist es ja eine besondere Verbundenheit, die Filipinos und Filipinas mit Expats haben, denn diesen Lebensstil teilen auch viele Einheimische aus dem Inselstaat. Die philippinische Diaspora im Ausland ist besonders groß. Philippinische Arbeitskräfte, die im wohlhabenderen Ausland ihr Geld verdienen und an ihre Verwandten in der Heimat senden, stellen knapp neunProzent des gesamten Bruttoinlandsprodukts des Landes dar.
Manila, Philippinen © Mdv Edwards, AdobeStock
Arbeiten auf den Philippinen
Während die Philippinen ein Paradies für ein entspanntes und lockeres Privatleben darstellen mögen, ist es für ein erfülltes Berufsleben eher weniger geeignet – das suggeriert zumindest ein Blick auf den Index „Working Abroad“ von InterNations, in dem die Philippinen nur auf Platz 44 von 54 untersuchten Ländern landen. Der Index setzt sich aus Faktoren wie Karrierechancen, Bezahlung und Job-Sicherheit, Arbeitskultur und Work-Life-Balance zusammen, die von den befragten Expats mit einer Wertung versehen werden.
Auch die Human-Resource-Plattform Remote attestiert dem Inselstaat ein schlechtes Zeugnis in Sachen Work-Life-Balance. In diesem Ranking landen die Philippinen auf dem vorletzten Platz von insgesamt 60 untersuchten Ländern.
Digitale Nomadinnen und Nomaden, die sich bereits an eine „Gig-Economy“ ohne lange Arbeitgeberbindungen und mit oft wechselnden, kleinen Jobs gewöhnt haben, dürften sich in der philippinischen Arbeitswelt wohl fühlen. Obwohl die Arbeitslosenquote des Landes offiziell nur 2,4 Prozent beträgt, geben 69 Prozent der Bevölkerung an, Probleme bei der Arbeitssuche zu haben. Das verrät der Länder-Guide von William Russell.
Wer zum Arbeiten das Internet benötigt, kann auf den Philippinen mit akzeptablen Internetgeschwindigkeiten rechnen. Im weltweiten Geschwindigkeitsvergleich von Speedtest.net liegt das Land mit 58,99 Mbps auf Platz 62 von 104 – und damit im unteren Mittelfeld. Der Festnetzvergleich sieht noch besser aus: Hier schafft der philippinische Durchschnitt 94,1 Mbps und sorgt damit für den 58. von 152 Plätzen, also eine Position im oberen Mittelfeld.
Lebenshaltungskosten auf den Philippinen
Die Lebenshaltungskosten sind auf den Philippinen sehr niedrig. Wie der entsprechende Numbeo-Index verrät, betragen die Kosten für den Alltag, inklusive einer Miete, nicht einmal 20 Prozent der gleichen Kosten in New York. Die Lebensmittel schlagen mit knapp 35 Prozent der New Yorker Kosten mehr zu Buche und liegen nur knapp unter der örtlichen Kaufkraft, die mit umgerechnet knapp 257 Euro im Monat knapp 38 Prozent der New Yorker Kaufkraft darstellt. Da verwundert es nicht, dass die Befragten der Expat-Insider-Studie zu 67 Prozent angeben, dass ihr Einkommen zu einem mehr als angenehmen Leben ausreiche (wohingegen im weltweiten Durchschnitt nur 41 Prozent hiervon überzeugt sind).
Bucht von El Nido, Philippinen © Dmitry Pichugin, AdobeStock
Schulsystem auf den Philippinen
Auch in diesem Land setzen viele Expat-Eltern auf Privatschulen statt auf das kostenlose, von öffentlicher Hand organisierte Schulsystem. Dessen Aufbau orientiert sich – aufgrund der jüngeren Kolonialgeschichte und der daraus resultierenden Amerikanisierung – stark am Aufbau des öffentlichen US-Bildungssystems. Leider ist das philippinische öffentliche Schulwesen durch geringe Qualität bekannt. In vielen Expat-Guides werden beispielsweise überfüllte Schulklassen, stark unterbezahlte Lehrkräfte und auch qualitativ schlechtes Unterrichtsmaterial genannt. Eine positive Ausnahme im öffentlichen Bildungssektor stellen mitunter manche „Science High Schools“ dar, die einen besonderen Fokus auf naturwissenschaftliche Fächer legen und in dieser Hinsicht gar der einen oder anderen Privatschule überlegen sind. Man sollte die in Frage kommenden Schulen aber immer individuell hinsichtlich ihrer Qualität prüfen.
In der aktuellen PISA-Studie nimmt der Inselstaat daher den 76. Platz im Bereich Lesekompetenz, den 75. Im Bereich Mathematik und den 79. Im Bereich Naturwissenschaften ein – bei jeweils 81 untersuchten Ländern. Nur in Kambodscha, das in allen drei Kategorien den letzten Platz belegt, liefern die Schülerinnen und Schüler schlechtere Ergebnisse. Die beiden Länder bilden demnach das PISA-Schlusslicht, nicht nur für Südostasien, sondern allgemein für Ostasien.
Wohlhabende Locals wie auch Einwanderinnen und Einwanderer mit Kindern versuchen daher, ihre Kinder an Privatschulen anzumelden. Zu bedenken ist, dass viele dieser Schulen ihren historischen Ursprung in der katholischen Missionierung haben, welche noch aus der über 300 Jahre währenden spanischen Kolonialherrschaft stammt. Auch heute noch ist der katholische Charakter stark präsent.
Wer die eigenen Kinder ohne diesen Konfessionsbezug erziehen möchte, sollte bei der Schulwahl also Acht geben. Eine weitere Alternative stellen internationale Schulen dar. Doch hier sind die Preise hoch und die Wartelisten lang.
Lebensqualität auf den Philippinen
Eine allgemeine Aussage über die Qualität der Gesundheitsversorgung kann man auf den Philippinen schlecht treffen. Ihr Ruf schwankt zwischen schlecht und hervorragend – je nachdem, ob man sich für eine private oder öffentlich finanzierte Klinik entscheidet und in welcher Region und Stadt genau. Wie auch in anderen Expat-Destinationen sind private Kliniken in großen Metropolen hervorragend ausgestattet, wohingegen eine öffentliche Klinik durchaus eine gute hypothetische Versorgung bieten kann – aber unter der schieren Masse der Patientinnen und Patienten leider untergeht. Die Lage entbehrt nicht einer zynischen Ironie, denn viele Filipinos und Filipinas ziehen als Expats in den globalen Norden, um – oftmals in der Krankenpflege, als Ärztinnen oder Ärzte oder in der Medizintechnik – Geld zu verdienen und ihr Erspartes nach Hause zu ihren philippinischen Familien zu senden. Dieses Pflegepersonal fehlt dafür in den öffentlichen philippinischen Krankenhäusern.
Philippinische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger sind berechtigt, durch das öffentliche Gesundheitssystem versorgt zu werden, das unter dem staatlich gesteuerten Unternehmen PhilHealth organisiert wird. Seit einigen Jahren hat sich innerhalb dieses Systems eine Zweiklassenteilung etabliert: Durch eine zusätzliche Bezahlung können Patientinnen und Patienten die kostenfreie Grundversorgung aufstocken und zusätzliche Leistungen beziehen.
Für Expats ist es prinzipiell auf zweierlei Weise möglich, Teil des öffentlichen Gesundheitssystems zu werden. Erstens: Wer einer Beschäftigung auf den Philippinen nachgeht, zahlt von seinem oder ihrem Gehalt automatisch einen Beitrag in die öffentliche Gesundheitskasse und die oder der Arbeitgebende zahlt ebenfalls einen Anteil. Das System funktioniert hier also ähnlich wie in Deutschland. Zweitens: Wer auf den Philippinen offiziell wohnhaft ist, also ein Permanent Residency Visa besitzt, darf ebenfalls öffentliche Gesundheitsleistungen beziehen.
Nichtsdestotrotz entscheiden sich Expats auch auf den Philippinen oftmals für eine private Krankenversicherung. Gerade für Menschen, die in mehreren Ländern als wohnhaft gemeldet sind oder sich oftmals für längere Zeit in einem anderen Land als den Philippinen (etwa im Heimatland) aufhalten, eignet sich eine spezielle Auslandskrankenversicherung.
Was als Traumziel gilt, entscheidet man individuell
Wenngleich der vorliegende Beitrag eine erste Übersicht über das Leben und Arbeiten in den ausgewählten Ländern bietet, wird doch deutlich: Über das Leben vor Ort kann man keine allgemeingültige Aussage treffen. Oftmals entscheidet der Geldbeutel über die Qualität des Lebens vor Ort, wirkt sich beispielsweise auf die Wahl der Unterkunft aus oder auf die Gesundheitsversorgung. Expats aus dem globalen Norden haben hier gegenüber vielen Locals sicher einen grundsätzlichen Vorteil aufgrund des Wechselkurses. Aber auch die genaue Ortswahl kann über die Lebensqualität entscheiden. Viele Expats zieht es aufgrund des Arbeitsmarktes (oder der Vorgabe des Arbeitgebers im Herkunftsland) in die großen Städte Südostasiens, die oft mit Smog und hoher Kriminalität zu kämpfen haben. Wer dagegen ins Ausland zieht, um den Ruhestand zu verbringen, kann und mag vielleicht einer ländlichen Gegend den Vorzug geben, wo die Luft sauber und der Alltag entspannter ist.
Kuala Lumpur, Malaysia © rudi1976, AdobeStock
Darüber hinaus können politische und wirtschaftliche Entwicklungen, aber auch eine veränderte Wahrnehmung schnell das Bild ändern, das man von der eigenen Traumdestination hat. Der Ländervergleich von InterNations selbst ist dafür ein anschauliches Beispiel: Indonesien, Thailand, Vietnam und die Philippinen rangieren im aktuellen Expat-Insider-Ranking von 2024 in den Top-Plätzen. Malaysia landete auf Rang 22 – doch im Ranking des Vorjahres sicherte sich das Land noch den vierten Platz. Jährliche Schwankungen im Ranking sind nachvollziehbar – schließlich bildet es ein aktuelles Meinungsbild der befragten Expats ab, und auch die Definition und Gewichtung von Faktoren wie Gesundheit, Lebenshaltungskosten und Work-Life-Balance unterliegen mitunter Änderungen.
Bedeutet das für den individuellen Malaysia-Fan, dass das Land plötzlich unbewohnbar geworden ist? Wohl kaum. Wer noch auf der Suche nach der Traum-Destination ist, sollte vielmehr ganz für sich selbst bestimmen, welche Faktoren für das eigene Expat-Leben die höchste Priorität haben, und diese als Grundlage für die Länderwahl ansehen. Auf diese Weise kommt vielleicht auch Singapur als Traumland in Frage: Denn obwohl es 2024 nur auf Platz 30 und 2023 sogar nur auf Platz 37 unter den befragten Expats gelandet ist, glänzt es mit beispiellos hoher Lebenserwartung und einer hohen Lebensqualität gerade bei älteren Bevölkerungsschichten.