Von Thailand bis Indonesien: So gut sind die Gesundheitssysteme in Südostasien
Seinen Lebensmittelpunkt ins Ausland zu verlegen, ist kein Schritt, den man von heute auf morgen macht. Ausnahmen gibt es immer, aber sich blauäugig in dieses Abenteuer zu stürzen, kann zu bösen Überraschungen führen. Verschiedene Faktoren kommen zusammen, wenn man sich für einen längeren oder dauerhaften Aufenthalt in einem anderen Land entscheidet. Neben dem Klima und Arbeitsmöglichkeiten spielen die Lebenshaltungskosten eine wichtige Rolle. Für Familien und Menschen im Ruhestand ist zudem das Gesundheitssystem vor Ort von großer Bedeutung.
Doch wie sieht es denn mit der Qualität der medizinischen Versorgung in Südostasien konkret aus? Dazu werfen wir unter anderem einen Blick auf den aktuellen Health Care Index von Numbeo, der weltweit größten Datenbank für Lebenshaltungskosten sowie globalen Datenbank, die Daten zur Lebensqualität erhebt. Dazu zählen: Wohnungsindikatoren, wahrgenommene Kriminalitätsraten, Qualität der Gesundheitsversorgung, Verkehrsqualität und andere Statistiken.
Gesundheitssysteme in Südostasien
Wenn man sich langfristig oder dauerhaft in einem anderen Land aufhält und die finanziellen Möglichkeiten es erlauben, ist ein hochwertiger Krankenversicherungsschutz ratsam. Je nach Land können die Kosten für eine Krankenversicherung unterschiedlich ausfallen, was daran liegt, dass Versicherungen Länder unterschiedlich einstufen. Das ist vor allem abhängig von den medizinischen Kosten vor Ort. Und auch der Leistungsumfang spielt eine Rolle bei den Kosten für eine Auslandskrankenversicherung. Geht man etwa als junges Paar ins Ausland und plant dort auch den Familiennachwuchs, sollte die Krankenversicherung natürlich die Kosten für Schwangerschaft und Geburt übernehmen. Geht man mit Vorerkrankungen ins Ausland, sollte eine Krankenversicherung auch diese absichern.
Für Ausländerinnen und Ausländer ist es oft nicht möglich, eine staatliche Krankenversicherung abzuschließen, es sei denn sie ist Pflicht. Hier bieten die Länder auch private Versicherungen an, die, je nach Leistungsumfang, auch höherpreisig sein können. Zu schauen ist hier immer, wie der Leistungsumfang aussieht und ob möglicherweise trotzdem eine Zusatzversicherung nötig ist.
Hongkong © zhouyilu, AdobeStock
Unterschiede zwischen dem öffentlichen und privaten Gesundheitssystem
Die Gesundheitssysteme in Südostasien sind sehr unterschiedlich und reichen von hochmodernen, gut ausgestatteten Einrichtungen in Ländern wie Singapur und Malaysia bis hin zu überlasteten öffentlichen Krankenhäusern in Ländern mit weniger entwickelter Infrastruktur wie beispielsweise Indonesien oder die Philippinen. Auch die Unterscheide zwischen Stadt und Land sind groß.
Öffentliche Krankenhäuser sind in der Regel staatlich subventioniert und bieten günstige oder sogar kostenfreie Behandlungen für Einheimische an. Die Wartezeiten für Behandlungen sind hier meist sehr lang, das Personal ist oft ausgelastet und die Ausstattung ist nicht auf dem modernsten Stand. Hinzu kommt auch, dass das Personal meist kein Englisch sprechen kann, was für einige Ausländerinnen und Ausländer problematisch sein kann.
Private Kliniken oder Praxen sind aufgrund ihres hohen Standards an moderner Technik und den meist international ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten teurer. Die Zahlung der Behandlungskosten erfolgt entweder privat oder über eine entsprechende Krankenversicherung. Während sich öffentliche Krankenhäuser und Arztpraxen auch in ländlichen Regionen finden lassen, sind private Kliniken oft nur in größeren Städten oder Touristengebieten zu finden und meist für wohlhabendere Einheimische und Ausländerinnen und Ausländer gedacht. Das Personal spricht häufiger Englisch und ist auf internationale Patientinnen und Patienten eingestellt. Private Krankenhäuser in Ländern wie Thailand, Malaysia oder Singapur ziehen viele Medizintouristinnen und -touristen an, da sie hochwertige Behandlungen zu vergleichsweise niedrigen Kosten im internationalen Vergleich bieten. Spannend ist: Dieser Trend treibt die Kosten für medizinische Dienstleistungen meist noch in die Höhe.
Insgesamt sind private Einrichtungen teurer, bieten aber eine bessere Qualität, während öffentliche Einrichtungen günstiger, aber oft überlastet sind. Viele Ausländerinnen und Ausländer sowie Expats entscheiden sich deshalb für private Krankenhäuser, da sie eine private Auslandskrankenversicherung haben oder kombinieren die öffentliche Grundversorgung mit einer privaten Zusatzversicherung.
Überblick über ausgewählte Länder Südostasiens in Bezug auf die Lebenshaltungskosten und das Gesundheitssystem
Folgend wird ein kurzer Überblick über ausgewählte Länder in Südostasien gegeben. Die Informationen beziehen diverse Quellen ein, ein Anspruch auf Vollständigkeit wird nicht erhoben. Zudem könne sich aufgrund politischer Veränderungen, der Zunahme der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen weltweit und anderer Faktoren immer wieder Änderungen ergeben. Bei der Planung für einen längeren oder dauerhaften Aufenthalt im Ausland sollten daher die aktuellen Gegebenheiten geprüft werden. Auch ein Austausch mit Personen, die den Schritt ins Ausland oder sogar in das gewählte Land gewagt haben oder aber Tipps und Ratschläge in Online-Communities können dabei sehr hilfreich sein.
Thailand: Starke Privatmedizin und hoher Medizintourismus
Die Lebenshaltungskosten in Thailand sind im Vergleich zu anderen entwickelten Ländern relativ gering. Laut thailandaktuell.com liegen diese etwa 60 Prozent unter den Lebenshaltungskosten in Deutschland. Es gibt Unterschiede zwischen den ländlichen Gebieten und Großstädten. Im Cost-of-Living Index von Numero liegen im südostasiatischen Vergleich vier thailändische Städte unter den Top Ten – und zwar Phuket, Bangkok, Pattaya und Chiang Mai.
Das Gesundheitssystem ist eine Mischung aus staatlicher und privater Versorgung. Die Qualität reicht von gut bis exzellent, gerade in den Großstädten gibt es viele moderne Krankenhäuser. In den letzten Jahren hat Thailand erhebliche Anstrengungen unternommen, um den Zugang zur Gesundheitsversorgung für die gesamte thailändische Bevölkerung zu erleichtern und die medizinische Infrastruktur zu verbessern.
Die thailändische Bevölkerung zahlt je nach Art ihrer Beschäftigung in die öffentliche Versicherung ein. Hier gibt es vier verschiedene Versicherungen je nach Personengruppen. Diese deckt allerdings keine schwerwiegenden Krankheiten ab, einschließlich Krankenhausaufenthalten, weshalb es empfehlenswert ist, diesen Versicherungsschutz durch eine private Versicherung zu ergänzen.
Nur im Ausland tätige Arbeitnehmende mit einem lokalen Vertrag können die öffentliche Versicherung in Anspruch nehmen, die lediglich die medizinische Versorgung in öffentlichen Einrichtungen abdeckt – und deren Qualität je nach Ort sehr unterschiedlich sein kann. Da diese Versicherung einen eher grundlegenden Schutz bietet, ist es ratsam, eine private Krankenversicherung in Thailand oder eine entsprechende internationale Auslandskrankenversicherung abzuschließen.
Das private thailändische Gesundheitssystem bietet qualitativ hochwertige Dienstleistungen an. So gilt Thailand als eine der ersten Adressen für den Medizintourismus in Asien.
Insgesamt sind die Kosten für die Gesundheitsversorgung in Thailand erschwinglich und die Qualität der medizinischen Versorgung verbessert sich kontinuierlich: Viele Ärztinnen und Ärzte haben ihre Ausbildung in Europa und den USA absolviert und sprechen daher ausgezeichnetes Englisch in einem großen Teil des thailändischen privatmedizinischen Bereichs.
Laut MSH, eine Tochtergesellschaft der DIOT-SIACI-Gruppe und weltweit führend in der internationalen Versicherung von medizinischen und persönlichen Risiken, wird Ausländerinnen und Ausländern dringend empfohlen, den Versicherungsnachweis immer bei sich zu haben, da es vermehrt vorkommt, dass Personen, die sich in Thailand aufhalten, um sich medizinisch versorgen zu lassen, die Kosten dafür nicht aufbringen können. Daher verlangen einige medizinische Einrichtungen bei der Aufnahme die Vorlage eines internationalen Versicherungsnachweises und/oder machen eine Kopie der Kreditkarte.
Im Health Car Index führt Thailand das Ranking auf dem ersten Platz an und belegt im weltweiten Vergleich den neunten Platz.
Singapur: Hochentwickeltes, teures System
Singapur gilt weltweit als eines der teuersten Länder mit sehr hohen Lebenshaltungskosten. Die Unternehmensberatung Mercer listet in ihrem weltweiten Städte-Ranking „Cost of Living 2024“ Singapur auf dem zweiten Platz – direkt nach Hong Kong. In Südostasien liegt Singapur mit einem Cost-of-Living Städte-Index von 79.1 von 100 deutlich auf dem ersten Platz. Das ist ein mehr als doppelt so hoher Wert wie die thailändische Stadt Phuket, die auf dem zweiten Platz mit einem Index von 38.1 liegt. Nach Angaben von auslandsguru benötigt eine vierköpfige Familie, die in Deutschland mit 3.000 Euro pro Monat auskommt, für den gleichen Lebensstandard in Singapur 3.921,20 Euro. Eine alleinlebende Person, die in Deutschland 1.400 Euro monatlich zum Leben benötigt, kommt in Singapur mit 1.085 Euro aus.
Singapur © Richie Chan, AdobeStock
Die Gesundheitsversorgung ist eine Mischform aus privater und staatlicher Versorgung. Die Krankenhäuser sind mit modernster Technik ausgestattet und Ärztinnen und Ärzte sind gut ausgebildet. Für Bürgerinnen und Bürger gibt es eine staatlich subventionierte Krankenversicherung namens MediShield Life. Im Health Care Index liegt Singapur weltweit auf dem 25. Platz und damit einen Platz hinter Deutschland; in Südostasien liegt Singapur auf dem zweiten Platz. Singapur gilt als eines der beliebtesten Länder für Medizintourismus und wird oft mit modernster Medizintechnik gleichgesetzt. Der Stadtstaat beherbergt einige der renommiertesten Krankenhäuser der Welt. Allein im Jahr 2023 reisten nach Angaben von Travel and Tour World (TTW) rund 500.000 internationale Patientinnen und Patienten für verschiedene Behandlungen nach Singapur, denn: die Kosten für Behandlungen sind zwar hoch, liegen aber oft unter denen in einigen Industrieländern.
Malaysia: Hochwertige, erschwingliche Versorgung
Die Lebenshaltungskosten in Malaysia sind deutlich niedriger als in westlichen Ländern. Laut travel tables, einer Website, die es Reisenden, Expats, digitalen Nomadinnen und Nomaden oder einfach nur Neugierigen ermöglicht, die Lebenshaltungskosten in mehr als 8000 Städten rund um den Globus zu schätzen,zahlt ein Paar, das ein durchschnittliches Konsumverhalten hat, etwa 600 US-Dollar im Monat exklusive Wohnkosten. Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur belegt im Cost-of-Living-Städte Index 2025 für Südostasien den siebten Platz. Die Kosten für medizinische Versorgung sind im Bereich der öffentlichen Versorgung günstig. Teurer wird es dann bei Behandlungen in privaten Kliniken.
Das Gesundheitssystem Malysias hat sich über die Jahre stark verbessert und bietet Einheimischen sowie Ausländerinnen und Ausländern eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung. Das Angebot an öffentlichen Gesundheitsdienstleistungen ist sehr hochwertig und wird aus Steuergeldern finanziert. Staatsangehörige und Personen mit einem ständigen Wohnsitz können diese Leistungen in Anspruch nehmen. Allgemein sind die öffentlichen Krankenhäuser ausgezeichnet und mit neuster Technik ausgestattet.
In abgeschiedenen Orten ist eine hochwertige medizinische Versorgung noch begrenzt verfügbar. Um dies zu verbessern, wurde das System der „Teleprimary Care“ entwickelt, das es Ärztinnen und Ärzten in entlegenen Gebieten ermöglicht, Problemfälle durch Teleberatungen mit Spezialistinnen und Spezialisten sowie Ärztinnen und Ärzten in anderen Krankenhäusern zu besprechen. Im internationalen Vergleich liegt Malaysia auf dem 30. Platz beim Numeo Gesundheitsindex, in Südostasien belegt es den dritten Platz.
Malaysia bietet vielfältige Möglichkeiten in Bezug auf eine private Gesundheitsversorgung. In der Regel haben diese einen ausgezeichneten Standard und sind hauptsächlich für Expats und die wohlhabende Bevölkerung Malaysias gedacht. Laut dem Versicherungsunternehmen Allianz verlangt die malaysische Regierung, dass alle Nicht-Einheimischen und Expats eine private Krankenversicherung abschließen, um das private Gesundheitssystem in Anspruch nehmen zu können. Auch Malaysia ist ein beliebtes Ziel für den Medizintourismus.
Indonesien: Verbesserte, aber noch nicht flächendeckende Versorgung
Im Jahr 2014 hat die indonesische Regierung das staatliche Krankenversicherungssystem JKN (Jaminan Kesehatan Nasional) eingeführt, um eine kostenlose medizinische Grundversorgung in öffentlichen Einrichtungen für alle Staatsbürgerinnen und Staatsbürger anbieten zu können. Bis 2019 sollte das Programm für alle verfügbar sein, was jedoch nur schleppend voran ging. Die medizinische Versorgung stellt jedoch seit langem ein Problem in Indonesien dar. Im Gesundheitsindex für Südostasien liegt das Land auf dem sechsten Platz. Viele Ausländerinnen und Ausländer entscheiden sich für eine private Krankenversicherung, unabhängig davon, ob sie im öffentlichen System versichert sind oder nicht, da private Gesundheitseinrichtungen in der Regel bessere Leistungen bieten.
Öffentliche Krankenhäuser entsprechen in der Regel nicht den Standards, die Expatriates aus westlichen Ländern gewohnt sind. Qualitativ gibt es Unterschiede insbesondere zwischen ländlichen Regionen und den Städten. In Jakarta und Bali beispielsweise gibt es gute private Krankenhäuser, auf dem Land ist die Versorgung aber oft schlecht. Entsprechend sind die Kosten in öffentlichen Krankenhäusern günstig, in privaten Kliniken dagegen deutlich teurer.
Wie es sich mit der Gesundheitsversorgung auf Bali, das bei digitalen Nomadinnen und Nomaden sowie Auswandernden sehr beliebt ist, verhält, davon berichtet Julia Starkey in ihrem Beitrag. So erzählt sie, dass der Standard der Krankenhäuser auf Bali stark schwankt, was sich neben den Behandlungsmethoden auch auf die Kosten auswirke. Auch hier gilt: Kliniken mit einem geringeren Standard seien günstiger als die Privatkliniken auf internationalem Niveau.
Fazit
Südostasien bietet eine breite Palette an medizinischer Versorgung: von erstklassigen Krankenhäusern in Singapur bis zu überlasteten öffentlichen Einrichtungen in Indonesien. Wer in der jeweiligen Region lebt oder reist, sollte sich vorher über das Gesundheitssystem informieren und nach Möglichkeit eine private Krankenversicherung abschließen – insbesondere für Notfälle und Behandlungen in privaten Kliniken.
Über den Health Care Index
Der Health Care Index basiert auf einer Umfrage zur Gesundheitsversorgung, bei der 2025 48.189 Personen in 4.384 Städten befragt wurden. Der Index bewertet die Gesamtqualität des Gesundheitssystems auf Basis von Schätzungen und bezieht dabei Faktoren wie medizinisches Fachpersonal, Ausrüstung, Arztbesuche und Kosten mit ein. Der Health Care Index liefert eine Bewertung der Infrastruktur, der Dienstleistungen und der Ressourcen des Gesundheitswesens für eine bestimmte Stadt beziehungsweise ein Land. Interessant ist: Südostasiatische Länder schneiden bei dem Index sehr gut ab.
Jedem Eintrag in der Umfrage wird eine Zahl im Bereich von -2 bis +2 zugeordnet, wobei -2 für eine stark negative und +2 für eine stark positive Wahrnehmung steht. Um die Umfrageergebnisse für Nutzerinnen und Nutzer einfacher zu interpretieren, werden diese auf einer Skala von 0 bis 100 dargestellt, wodurch ein klares und einfaches Verständnis der Daten gewährleistet wird.