Gastbeitrag von Julia Starkey
Wer auswandern will, muss kein Millionär sein. Mein eigenes Startkapital betrug weniger als 3.000 Euro, als ich 2017 mit meiner einjährigen Tochter Deutschland verlassen habe. Wen die Wanderlust trotz kleinem Budget plagt, der muss es nur klug anstellen.
Mit der richtigen Wahl des Ziellandes kann der Neustart in der Ferne auch mit wenig Geld gelingen.
Kriterien für kostengünstige Auswanderungsziele
Beim Auswandern mit einem kleineren Budget spielen verschiedene Faktoren eine zentrale Rolle. Wer langfristig im Ausland leben möchte, sollte vorab alle wichtigen Kostenpunkte genau prüfen:
Lebenshaltungskosten
Die Lebenshaltungskosten sind oft der größte Faktor, wenn es um kostengünstiges Auswandern geht. In Deutschland liegen sie im Schnitt bei 2.846 Euro. Wobei die Ausgaben in Ballungszentren wie München oder Berlin deutlich höher sind als in dünnbesiedelten Regionen.
Wer mit wenig Geld auswandern möchte, der sollte sich nach einem Land mit geringen Lebenshaltungskosten umsehen. Leider fallen die beliebtesten Auswanderungsziele der Deutschen – Schweiz, Österreich und USA – nicht darunter. In der Schweiz sind die Kosten rund 51 Prozent höher als in der Bundesrepublik. In Österreich betragen sie im Schnitt 3250 Euro und in den USA etwa 15 Prozent mehr als bei uns.
Doch es gibt auch Länder, die deutlich geringere Kosten für Lebensmittel, Kleidung, Transport, Freizeitaktivitäten, Gesundheit und Schulbildung haben. Aber welche sind das? Dazu hilft ein Blick auf numbeo.com. In dem Verzeichnis kann nach Ländern gefiltert werden. Anschließend finden sich Einträge zu den wichtigsten Preisen der jeweiligen Destination.
Unter den TOP 10 der beliebtesten Auswanderungsländer der Deutschen zählen Italien (10 Prozent weniger Kosten), Spanien (12 Prozent weniger Kosten), Türkei (48 Prozent geringere Kosten) und Polen (39 Prozent weniger Kosten) zu den Ländern mit geringeren Lebenshaltungskosten. Wobei man vorsichtig sein muss. Genau wie in Deutschland kommt es in jedem Land darauf an, in welchem Ort man sich niederlässt. So liegen die Lebenshaltungskosten in Rom, Barcelona, Istanbul und Warschau deutlich über den Durchschnittswerten der jeweiligen Länder. Außerdem muss man auch die Kaufkraft berücksichtigen. Wer in Polen, der Türkei oder ähnlichen Ländern arbeitet, verdient in der Regel auch deutlich weniger als in Deutschland. Dieser Faktor muss bei der Entscheidung für oder gegen ein Auswanderungsland einfließen.
Zu den fünf Ländern mit den niedrigsten Lebenshaltungskosten weltweit zählen:
- Argentinien
- Vietnam
- Nepal
- Bolivien
- Indonesien
Wer mit Kindern auswandert, der sollte sich auch immer nach den Kosten für Bildung erkundigen. In manchen Ländern kommen nur private Schulen infrage. Diese können das Budget belasten. Falls es keine Schulpflicht gibt, besteht dort aber auch die Option des Homeschoolings. Dann können Familien zwar die Schulgebühren sparen, aber meistens kann ein Elternteil dann auch nicht oder nur eingeschränkt arbeiten, wenn er oder sie den Nachwuchs unterrichtet.
Auswandern mit wenig Geld? Jobmöglichkeiten und Einkommenspotenzial vor Ort
Ich konnte vor sieben Jahren nur deshalb mit geringem Budget auswandern, weil ich unterwegs Geld verdiene. Wer nur geringe Ersparnisse hat, der muss wahrscheinlich zügig Einkommen generieren, wenn er oder sie im Ausland ankommt.
Dazu sind folgende Punkte in Erfahrung zu bringen:
- Welche Voraussetzungen existieren, um vor Ort arbeiten zu dürfen?
- Wie sieht der Arbeitsmarkt im Zielland aus?
- Welche Qualifikationen werden gesucht?
- Kommt eine Selbstständigkeit oder Freelancer-Tätigkeit infrage und an welche Bedingungen sind diese geknüpft?
- Wie sieht das Durchschnittseinkommen vor Ort in Bezug auf die Lebenshaltungskosten aus?
Geoarbitrage bedeutet, durch das Arbeiten in einem Land mit höherem Einkommensniveau und das Leben in einem Land mit niedrigen Lebenshaltungskosten einen finanziellen Vorteil zu erzielen. Der Begriff wurde populär durch die Idee, dass digitale Nomadinnen und Nomaden oder Remote-Arbeitende in Ländern mit hohem Gehalt (wie USA, Deutschland) Einkommen generieren, aber in günstigeren Ländern wie Thailand, Portugal oder Mexiko leben, um die Ersparnisse zu maximieren. Die Vorteile sind geringere Fixkosten, mehr finanzieller Spielraum und oft eine bessere Lebensqualität bei gleichem Einkommen.
Im Zusammenhang mit dem Einkommen fällt beim Auswandern oft das Stichwort “Geobarbitrage”.
Orte, die Auswandernde finanziell belohnen: So profitieren Zuzügler*innen
Einige Länder belohnen tatsächlich Auswandernde finanziell. Durch attraktive Maßnahmen für Zuzüglerinnen und Zuzügler soll die Wirtschaft gestärkt werden oder die Bevölkerung wachsen.
Beispiele hierfür sind Städte oder Regionen in den USA wie Vermont und Tulsa, die Prämien für Remote-Arbeitende anbieten. Italien lockt mit Zahlungen für den Zuzug in bestimmte Dörfer. Auch Chile und Irland bieten spezielle Programme für Start-ups und digitale Nomadinnen und Nomaden an. Diese Länder erhoffen sich durch solche Anreize eine Stärkung der lokalen Wirtschaft.
Im BDAE-Journal haben wir die 10 interessantesten Orte beschrieben: Hier geht es zum Beitrag.
11 beliebte Ziele für Budget-Auswandernde
Die Welt ist groß. Günstige Ziele gibt es viele. Leider können hier nicht alle aufgezählt werden. Ich habe mich für die nachfolgenden zehn günstigen Destinationen entschieden, weil sie relativ sicher, beliebt und mit einer einigermaßen guten Infrastruktur gesegnet sind.
1. Mexiko
Mexiko ist ein attraktives Auswanderungsland für Menschen mit kleinem Budget. Die Lebenshaltungskosten sind vergleichsweise niedrig, besonders in kleineren Städten und ländlichen Gebieten. Zum Beispiel liegen die Mieten für eine kleine Wohnung in vielen Regionen bei etwa 350 bis 800 US-Dollar pro Monat, und die monatlichen Lebenshaltungskosten für eine Einzelperson betragen im Durchschnitt rund 626 US-Dollar. Auch Lebensmittel sind günstig, wenn man lokale Produkte bevorzugt.
Allerdings gibt es auch einige Einschränkungen. So ist der Zugang zu Bio-Lebensmitteln schwierig und wenn man sie findet, sind sie teuer. Expats müssen obendrein beachten, dass Elektrizität (vor allem bei Nutzung von Klimaanlagen) und Gesundheitskosten zusätzlich belasten können. Während das staatliche Gesundheitssystem IMSS eine günstige Option bietet, entscheiden sich viele Expats für private Krankenversicherungen, die bessere Leistungen und kürzere Wartezeiten garantieren.
2. Vietnam
Vietnam ist ein äußerst erschwingliches und beliebtes Auswanderungsziel. Die Lebenshaltungskosten in Vietnam sind sehr niedrig, sowohl in Großstädten als auch in ländlichen Gebieten. Eine Einzelperson kann mit rund 500 bis 800 US-Dollar pro Monat auskommen, wobei Mieten für ein kleines Apartment in Hanoi oder Ho-Chi-Minh-Stadt bei 300 bis 600 US-Dollar liegen. Auf dem Land sind die Kosten niedriger.
Auch die Preise für Lebensmittel sind äußerst erschwinglich, vor allem auf lokalen Märkten. Frische Produkte und traditionelle vietnamesische Gerichte sind günstig zu erwerben. Gleichzeitig ist das Essen in Vietnam lecker und gesund. Auswärts zu speisen macht Spaß und ist günstig. Die Transportkosten, insbesondere für öffentliche Verkehrsmittel und Taxis, sind ebenfalls sehr niedrig.
Ein weiterer Vorteil für Auswandernde ist die Möglichkeit, als Freelancer zu arbeiten oder ein eigenes Unternehmen zu gründen, was Vietnam zu einem idealen Ziel für digitale Nomadinnen und Nomaden macht. Das staatliche Gesundheitssystem bietet Grundversorgung, doch für eine umfassendere medizinische Betreuung ist eine private Krankenversicherung empfehlenswert, die im Vergleich zu westlichen Ländern kostengünstig ist.
3. Portugal
Die Lebenshaltungskosten in Portugal erweisen sich im europäischen Vergleich als relativ niedrig. Für eine Einzelperson belaufen sich die monatlichen Ausgaben auf etwa 800 bis 1.200 Euro, je nach Region und Lebensstil. Eine vierköpfige Familie benötigt etwa 2.000 bis 2.500 Euro monatlich, wobei die Lebenshaltungskosten in ländlichen Gebieten deutlich niedriger sind als in Großstädten wie Lissabon oder Porto.
Die Mietpreise variieren stark, wobei man in kleineren Städten oder ländlichen Gegenden ein Apartment schon ab 400 Euro pro Monat finden kann. In den größeren Städten liegen die Mietkosten für vergleichbare Wohnungen bei etwa 800 bis 1.200 Euro. Lebensmittel und öffentliche Verkehrsmittel sind im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern sehr erschwinglich, besonders wenn man regionale Produkte kauft.
Auch für Familien ist Portugal ein interessantes Auswanderungsland, da das Bildungssystem sowohl öffentliche als auch private Optionen bietet, wobei die Kosten für internationale Schulen höher ausfallen. Die Gesundheitsversorgung ist gut ausgebaut, und Expats können sowohl das öffentliche als auch das private System nutzen.
4. Georgien
Georgien ist ein attraktives Ziel für Budget-Auswandernde. Die Lebenshaltungskosten in Georgien sind niedrig. Eine Einzelperson kann mit etwa 500 bis 800 Euro pro Monat bequem leben. Dies schließt Miete, Lebensmittel und Transport ein. In der Hauptstadt Tiflis sind die Mietkosten etwas höher, aber auch dort gibt es günstige Wohnmöglichkeiten. Ein Apartment außerhalb des Stadtzentrums kostet etwa 200 bis 400 Euro im Monat.
Georgien bietet zudem attraktive steuerliche Vorteile für Unternehmer und Selbstständige. Das Land hat in den letzten Jahren viele digitale Nomadinnen und Nomaden und Expats angezogen, die hier ihren Wohnsitz genommen haben. Dank des liberalen Visa-Systems können viele Auswandernde bis zu einem Jahr ohne besondere Aufenthaltsgenehmigung bleiben. Auch das angenehme Klima und die atemberaubende Landschaft machen Georgien zu einem reizvollen Ziel für Menschen, die günstig auswandern möchten.
5. Kolumbien
Kolumbiens Lebenshaltungskosten sind im Vergleich zu Europa deutlich niedriger. Eine Einzelperson kann bereits mit 1.000 bis 1.500 Euro im Monat gut leben, während eine Familie von vier Personen mit rund 2.000 bis 3.000 Euro pro Monat auskommt. In den Städten variieren die Mietpreise stark: In Bogotá und Medellín kostet eine Wohnung im Stadtzentrum etwa 400 bis 800 Euro im Monat, während in kleineren Städten oder am Stadtrand wesentlich günstigere Wohnmöglichkeiten verfügbar sind.
Lebensmittelpreise sind besonders für lokale Produkte erschwinglich. Der Transport ist preiswert, und das öffentliche Verkehrssystem in Städten wie Bogotá und Medellín ist gut ausgebaut. Auch das Klima und die vielfältige Natur machen das Land besonders reizvoll für Auswandernde, die ein warmes und abwechslungsreiches Umfeld suchen. Die Sicherheit des Landes schwankt. Es ist wichtig, immer die aktuellen Meldungen des Auswärtigen Amtes zu verfolgen.
6. Malaysia
Malaysia ist ein attraktives Auswanderungsziel für Menschen, die ein günstiges und dennoch komfortables Leben in Südostasien suchen. Die Lebenshaltungskosten sind relativ niedrig, insbesondere außerhalb der Großstädte. Eine Einzelperson kann mit etwa 800 bis 1.200 Euro pro Monat gut leben, während eine Familie von vier Personen etwa 2.000 bis 2.500 Euro monatlich benötigt. Mietpreise in Städten wie Kuala Lumpur liegen für moderne Apartments im Stadtzentrum bei etwa 600 bis 1.000 Euro, während sie in ländlicheren Regionen wesentlich geringer sind.
Ein großer Vorteil Malaysias ist das gut entwickelte Gesundheits- und Bildungssystem. Expats haben Zugang zu erschwinglichen privaten Gesundheitsdiensten, die international anerkannt sind. Zudem bietet Malaysia eine hohe Lebensqualität durch ein gutes Infrastruktursystem, tropisches Klima und eine multikulturelle Gesellschaft.
Für digitale Nomadinnen und Nomaden ist Malaysia besonders interessant: Seit Oktober 2022 gibt es das DE Rantau Nomad Pass-Programm, das es ermöglicht, bis zu 24 Monate im Land zu bleiben. Dies macht Malaysia zu einem der beliebtesten Ziele für Remote-Arbeitende, die von den niedrigen Kosten und der modernen Infrastruktur profitieren möchten.
Insgesamt bietet Malaysia eine hervorragende Balance zwischen niedrigen Kosten, modernem Komfort und einer attraktiven tropischen Umgebung, was es zu einem idealen Ziel für Auswandernde macht.
7. Ecuador
Besonders attraktiv sind die erschwinglichen Lebenshaltungskosten in Ecuador, die es ermöglichen, bereits mit etwa 1.200 bis 1.600 Euro pro Monat komfortabel zu leben. Mieten in kleineren Städten und ländlichen Regionen sind besonders günstig, während auch Lebensmittel und Transport preiswert sind.
Ein weiterer Vorteil Ecuadors ist die stabile Wirtschaft und die Vielfalt der Landschaft, die von tropischen Stränden bis hin zu den Anden reicht. Das Land bietet zudem ein gutes Gesundheitssystem, das sowohl staatliche als auch private Optionen umfasst. Besonders für Rentnerinnen und Rentner und Menschen, die im Ruhestand sind, ist Ecuador ein beliebtes Ziel, da es eine günstige Gesundheitsversorgung und ein angenehmes Klima bietet.
8. Indonesien (Bali)
Bali, Teil Indonesiens, ist ein Traumziel für Auswandernde mit kleinem Budget und besonders beliebt bei digitalen Nomadinnen und Nomaden. Die Lebenshaltungskosten sind vergleichsweise niedrig: Eine Einzelperson kann bereits mit etwa 700 bis 1.500 Euro pro Monat komfortabel leben, je nachdem, ob man sich in touristischen Gebieten oder ruhigeren Gegenden niederlässt. Die Mietpreise für ein Apartment beginnen ab 300 Euro, und lokale Lebensmittel sind günstig. Bali bietet eine entspannte Lebensweise, tropisches Klima und eine starke internationale Gemeinschaft.
Ein großer Vorteil ist die Infrastruktur für Remote-Arbeitende, mit vielen Co-Working-Spaces und schnellem Internet. Allerdings sollten Auswandernde beachten, dass die Gesundheitsversorgung auf Bali nicht überall gut ist. Es gibt in der Hauptstadt einige empfehlenswerte Krankenhäuser. Für ernstere medizinische Fälle reisen aber viele nach Singapur.
Die Visabestimmungen sind relativ flexibel. Es gibt verschiedene Optionen, um länger auf der Insel zu bleiben. Bali bleibt somit ein erschwingliches, kulturell reiches und landschaftlich beeindruckendes Ziel für Menschen, die dem stressigen Alltag entfliehen möchten.
9. Bulgarien
Bulgarien ist eines der kostengünstigsten Auswanderungsländer in Europa. Die Lebenshaltungskosten sind erheblich niedriger als in Deutschland – etwa 50 Prozent günstiger, vor allem bei Mieten, Lebensmitteln und Dienstleistungen. Das macht Bulgarien ideal für Expats, die ihre Ausgaben minimieren möchten.
Das Land hat in den letzten Jahren große wirtschaftliche Fortschritte gemacht, besonders in den Bereichen Technologie und IT. Bulgarien entwickelt sich zu einem Zentrum für Softwareentwicklung, und viele internationale Unternehmen haben ihre Niederlassungen dort eröffnet. Die Kombination aus niedrigem Steuersatz und wachsender IT-Branche macht das Land besonders interessant für digitale Nomadinnen und Nomaden und Technologieexperten.
Ferner bietet Bulgarien eine enorme Vielfalt an Lebensstilen, die sowohl städtisches als auch ländliches Leben abdecken. Die Landschaft reicht von beeindruckenden Bergen bis hin zu wunderschönen Stränden an der Schwarzmeerküste. Das Klima ist angenehm, mit warmen Sommern und milden Wintern.
Für Menschen, die nach einem einfachen, erschwinglichen Leben in einem Land mit einer aufstrebenden Wirtschaft und vielfältigen Naturattraktionen suchen, bietet Bulgarien eine hervorragende Kombination aus niedrigen Kosten und hoher Lebensqualität.
10. Albanien
Albanien bietet für Auswandernde ein unschlagbar günstiges Leben. Die Lebenshaltungskosten sind sehr niedrig, und Mieten in Städten wie Tirana oder an der Küste können bei 200 bis 300 Euro pro Monat beginnen. Auch Lebensmittel und Dienstleistungen sind im Vergleich zu Westeuropa um einiges günstiger. Das Land bietet zudem wunderschöne Natur mit Bergen, Seen und traumhaften Küstenabschnitten.
Ein Vorteil für Auswandernde ist die liberale Visapolitik: deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger können bis zu einem Jahr visumfrei in Albanien bleiben. In den letzten Jahren hat sich die Infrastruktur und die Wirtschaft des Landes verbessert, was es auch für Unternehmerinnen und Unternehmer und Selbstständige interessant macht. Besonders im Bereich Tourismus und Dienstleistungen gibt es Wachstumspotenzial, da Albanien als Reiseziel immer beliebter wird.
11. Montenegro
Montenegro ist ein aufstrebendes Auswanderungsziel, das eine beeindruckende Kombination aus niedrigen Lebenshaltungskosten, atemberaubender Natur und wachsender Infrastruktur bietet. Die Lebenshaltungskosten sind im europäischen Vergleich günstig: Eine Einzelperson kann bereits mit etwa 800 bis 1.200 Euro pro Monat komfortabel leben, abhängig von der Region. Besonders die Küstengebiete wie Kotor und Budva bieten erschwingliche Mieten und ein hohes Maß an Lebensqualität, während das Inland noch preiswerter ist.
Montenegro zeichnet sich durch seine vielseitige Natur aus – von Bergen über grüne Täler bis hin zu malerischen Küsten entlang der Adria. Das Land bietet zahlreiche Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Segeln und Skifahren.
Ein weiterer Vorteil für Auswandernde ist das einfache Visaverfahren und die relativ unkomplizierte Aufenthaltsgenehmigung. Das Land hat in den letzten Jahren auch wirtschaftlich Fortschritte gemacht und zieht zunehmend digitale Nomadinnen und Nomaden, Rentnerinnen und Rentner und Unternehmerinnen und Unternehmer an. Die wachsende Tourismusbranche und das steuerfreundliche Umfeld bieten zudem Chancen für Investoren und Selbstständige.
Typische Kostenfallen und wie man sie vermeidet
Beim Auswandern gibt es zahlreiche verdeckte Kosten und Stolperfallen, die häufig übersehen werden, aber erheblich ins Gewicht fallen können. Hier sind einige der wichtigsten Punkte:
Visagebühren und Aufenthaltsgenehmigungen: In vielen Ländern fallen nicht nur einmalige Kosten für Visa und Aufenthaltsgenehmigungen an, sondern auch regelmäßige Verlängerungsgebühren. Diese wiederkehrenden Kosten können je nach Land erheblich sein. In einigen Fällen müssen Auswandernde auch zusätzliche Dokumente wie Gesundheitsnachweise oder finanzielle Garantien vorlegen, die weitere Kosten verursachen. Es ist wichtig, sich frühzeitig über die genauen Anforderungen zu informieren, da sich diese regelmäßig ändern können.
Schulkosten für Kinder: Familien mit Kindern sollten genau prüfen, welche Kosten für die Bildung anfallen. Während staatliche Schulen oft kostenlos oder sehr günstig sind, bieten sie nicht immer die gewünschte Qualität oder lehren in der Landessprache, was die Integration für Kinder erschweren kann. Private und internationale Schulen hingegen sind oft die bevorzugte Wahl, kommen jedoch mit hohen Gebühren, die von Land zu Land stark variieren und schnell mehrere tausend Euro pro Jahr betragen können.
Krankenversicherungen und medizinische Versorgung: In vielen Ländern müssen Expats für private Krankenversicherungen aufkommen, da die lokale staatliche Gesundheitsversorgung oft nicht für Ausländerinnen und Ausländer verfügbar oder ausreichend ist. In Ländern mit hohem medizinischem Standard können die Gesundheitskosten bei ernsthaften Behandlungen oder Notfällen erheblich ansteigen.
Mietkosten und versteckte Gebühren: Neben der Miete gibt es oft versteckte Kosten, die übersehen werden. Dazu zählen Kautionen, die oft mehrere Monatsmieten betragen, sowie Maklergebühren bei der Wohnungssuche, die je nach Land erheblich sein können. Auch zusätzliche Nebenkosten wie Strom, Wartungsgebühren oder Sonderabgaben für die Wohnanlage können die monatlichen Ausgaben erhöhen.
Lebensstilabhängige Kosten: Ein wesentlicher Kostenfaktor, der oft unterschätzt wird, ist der persönliche Lebensstil. Wer in einem Land mit günstigeren Lebenshaltungskosten lebt, neigt dazu, öfter Freizeitaktivitäten wahrzunehmen, Restaurants zu besuchen oder Cafés zu frequentieren. Diese Ausgaben summieren sich schnell und können das Budget belasten. Zudem ist in einigen Ländern das Problem von Schmiergeldern weitverbreitet, was zusätzliche unvorhersehbare Kosten verursachen kann.
Es ist also entscheidend, alle Faktoren vor dem Auswandern genau zu berücksichtigen und ein realistisches Budget zu erstellen, das sowohl die offensichtlichen als auch die versteckten Kosten abdeckt.
Meine Erfahrung mit den unerwarteten Kosten beim Auswandern
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Indonesien nicht gleich Indonesien ist. Wir leben seit 2017 auf Bali. Die letzten 6 Jahren waren wir in Ubud, seit Februar wohnen wir in Sanur. Die Ausgaben schwanken stark, abhängig vom Wohnort und dem Lebensstil. Während das monatliche Durchschnittseinkommen in Indonesien nur 190 US-Dollar beträgt, zahle ich schon alleine 270 Euro für die Schule meiner Tochter. Und wir haben uns für eine der günstigsten Einrichtungen entschieden.
Unsere Touristen-Villa mit 2 Schlafzimmern und Pool in Ubud kostete rund 1.000 Euro pro Monat, während wir jetzt in einem balinesischen 4-Zimmer-Haus ohne Pool für 360 Euro im Monat leben. Die Spannen sind extrem. Das Gleiche gilt für alle anderen Preise. Wir gehen manchmal in ein einheimisches Café zum Mittagessen, wo für den Teller Nudeln nur ein Euro fällig wird. Dagegen gibt es Läden, wo man für die Kugel Eis das doppelte bezahlt. Die einheimischen Produkte sind günstig. Wer dagegen mal Lust auf eine Tafel Lindt-Schokolade hat, der zahlt rund 5 Euro.
Wie viel das Leben im Ausland konkret kostet, kann niemand prophezeien, weil es sehr individuell ist. Auf Bali kann man mit 1.200 Euro als Einzelperson auskommen. Dann muss man sich aber sehr einschränken.
Mein Fazit: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Wen die Sehnsucht nach einem fernen Land plagt, der findet verschiedenste Orte auf der Welt, die auch mit wenig Geld erschwinglich sind.