EU-Bürger*innen sollen statt mit Ausweis mit App reisen können
Die Europäische Union (EU) führt Kontrollen an den Grenzen des Schengen-Raums durch, zum Teil aber auch – wie Deutschland und viele andere Staaten – an den Grenzen des eigenen Landes. Auch EU-Bürgerinnen und Bürger, die wieder in den Schengen-Raum einreisen, müssen am Flughafen oder beim Grenzübertritt ihren Personalausweis vorzeigen. Eine neue App soll das jetzt erleichtern. fvw Travel Talk gibt dazu zusammenfassende Informationen.
Für EU-Bürgerinnen und Bürger, die – etwa nach einem Urlaub – wieder in die Union einreisen oder aus ihr ausreisen, will die EU-Kommission die Nutzung digitaler Reisedokumente ermöglichen. Sie schlägt vor, eine neue EU-App für digitales Reisen zu entwickeln. Diese soll das Reisen im Schengen-Raum einfacher und sicherer machen. Die Digitalisierung und Nutzung der App soll freiwillig sein.
„Der Vorschlag zur Digitalisierung von Reisepässen und Personalausweisen ebnet den Weg für ein nahtloseres und sichereres Reiseerlebnis“, sagte Vizepräsidentin der EU-Kommission Věra Jourová. „Er ermöglicht es Reisenden, sich reibungsloser und schneller in der EU zu bewegen. Wir wissen, dass dies von vielen Europäern als Vorteil unserer Union angesehen wird.“
600 Millionen Grenzübertritte pro Jahr
Beim Überschreiten der EU-Außengrenzen würden sowohl EU- als auch Nicht-EU-Bürgerinnen und -Bürger kontrolliert. Dies geschehe derzeit „in persona“ an den jeweiligen Grenzübergangsstellen. Im vergangenen Jahr wurden fast 600 Millionen Grenzübertritte registriert. Zur Vermeidung von Warteschlangen ist nach Ansicht der EU-Kommission eine Beschleunigung der Grenzkontrollen und eine Erleichterung des Reisens notwendig. Mit digitalen Pässen und Personalausweisen könne gleichzeitig ein hohes Sicherheitsniveau aufrechterhalten werden. Trotz Digitalisierung werde weiterhin jede reisende Person einzeln kontrolliert, heißt es in einer Mitteilung der Kommission.
App enthält Passdaten
Die digitalen Daten sollen die Informationen enthalten, die auf dem Chip des Reisepasses oder Personalausweises gespeichert sind, einschließlich des Gesichtsbildes des oder der Reisenden, jedoch ohne Fingerabdrücke. Ein solches digitales Reisedokument könnte auf dem Mobiltelefon gespeichert werden. Die Digitalisierung ist freiwillig und kostenlos. Die Funktionsweise sei einfach. So sollen sowohl EU- als auch Nicht-EU-Bürgerinnen und Bürger ihren digitalen Reisepass oder Personalausweis vor Reiseantritt zur Vorabkontrolle an der Grenze bei Reisen in die oder aus der EU vorlegen können. Die Prozedur bei der Reise selbst entfiele dann.
Kurz erklärt: European Digital Identity Wallet
Die geplante europäische digitale Identitätsbörse wird im Rahmen der eIDAS 2.0 Verordnung eingeführt. Sie soll es EU-Bürgerinnen und -Bürgern ermöglichen, ihre digitale Identität einschließlich persönlicher Dokumente, Identitätsnachweisen und Zahlungsinformationen sicher zu speichern und zu verwalten. Das Wallet wird innerhalb der EU grenzüberschreitend nutzbar sein, sodass die Nutzenden auf verschiedene öffentliche und private Online-Dienste zugreifen können, ohne ihre Identitätsdaten erneut eingeben zu müssen.
Gleichzeitig soll das Wallet den Datenschutz nach europäischen Standards gewährleisten, indem die Nutzerinnen und Nutzer selbst kontrollieren können, welche Informationen sie mit wem teilen. Die Initiative soll den digitalen Wandel in Europa vorantreiben und den Zugang zu sicheren und benutzerfreundlichen Diensten verbessern. Große Digitalkonzerne wie Amazon und Booking.com wurden von der EU verpflichtet, das Wallet mit ihren Plattformen zu verknüpfen.
Kontrollen vor der Reise
Grenzschutzbehörden hätten dann mehr Zeit, sich auf die Aufdeckung von grenzüberschreitenden Straftaten und Schleuserkriminalität zu konzentrieren. Digitale Reisedokumente erschwerten es zudem Betrügerinnen und Betrügern, gefälschte Dokumente zu verwenden oder unentdeckt Grenzen zu überschreiten. Die EU-App „Digital Travel“ wird von der Kommission mit Unterstützung von eu-LISA, der EU-Agentur für das Betriebsmanagement von IT-Großsystemen, entwickelt und auf EU-Ebene eingeführt. Die Anwendung wird allen EU- und Nicht-EU-Bürgerinnen und -Bürgern mit biometrischem Reisepass oder EU-Personalausweis zur Verfügung stehen, die in den Schengen-Raum einreisen oder diesen verlassen.
Rat und Parlament müssen entscheiden
Die Anwendung soll ab 2030 zur Verfügung stehen. Die digitalen Reisedokumente können dann in der europäischen digitalen Identitätsbörse (European Digital Identity Wallet) gespeichert werden, die ab 2026 von allen EU-Mitgliedstaaten auf Basis der Blockchain-Technologie eingeführt werden soll. Der Rat der Europäischen Union und das Europäische Parlament müssen die Vorschläge der Kommission nun noch behandeln und beschließen.