Geschäftsreisen auf Rekordhoch
Die Welt-Tourismus-Vereinigung (WTTC) überrascht mit einer optimistischen Einschätzung für das Jahr 2024, in dem Geschäftsreisen ein Rekordhoch erreichen sollen. Diese Prognose steht im Gegensatz zu den eher verhaltenen Erwartungen anderer Branchenverbände und Dienstleister in Deutschland.
Besonders bemerkenswert: Laut WTTC soll Deutschland sogar über den Zahlen vor der Corona-Pandemie liegen – und das mit deutlich höheren Werten als die, die der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) preisgibt.
Doch wie lässt sich diese Vorhersage mit der aktuellen Marktlage in Einklang bringen? Fluggesellschaften, Hotels und Geschäftsreisebüros in Deutschland und anderen Ländern berichten immerhin von Buchungszahlen, die voraussichtlich unter den Werten von 2019 bleiben. Vor allem der Flughafen Düsseldorf, Deutschlands viertgrößter Airport, verdeutlicht die immer noch rückläufige Entwicklung in einer aktuellen Analyse: Die Anzahl der Flugreisen im Business-Bereich liegt hier aktuell nur bei etwa 50 Prozent des Niveaus vor der Pandemie. Diese deutliche Kluft bewegt viele Anbietende, ihren Fokus zunehmend auf das wachstumsstarke Segment der Privaturlauberinnen und -urlauber zu verlagern.
Die WTTC-Studie zeigt jedoch, dass sich der Business-Travel-Sektor rasch erholt. Zwar lag der Umsatz im letzten Jahr noch um 5,4 Prozent unter dem von 2019, doch bereits 2024 soll das Volumen der Geschäftsreisen die Werte von 2019 um 6,2 Prozent übertreffen. Zum Vergleich: Der Bereich der Urlaubsreisen wies 2023 nur ein Minus von 2,9 Prozent auf und wächst nun moderat. Weltweit wird, laut der optimistischen Prognose der Welt-Tourismus-Vereinigung, ein Rekordwert der Dienstreisen von umgerechnet 1,4 Billionen Euro erzielt.
USA und China treiben globales Wachstum bei Geschäftsreisen an
Der „2024 Economic Impact Trends Report“ des WTTC zeigt, dass die Entwicklung der Geschäftsreisen regional stark variiert. Besonders beeindruckend ist das Wachstum in den USA, wo die Ausgaben für Geschäftsreisen 2024 voraussichtlich um 13,4 Prozent über dem Rekordwert von 2019 liegen werden. Dies entspricht einem Gesamtvolumen von 431 Milliarden Euro, womit die USA 30 Prozent aller globalen Geschäftsreiseausgaben verantworten.
Auch China verzeichnet trotz wirtschaftlicher Herausforderungen einen starken Anstieg. Hier stiegen die Reiseausgaben der Unternehmen gegenüber 2019 um 13,1 Prozent auf 193 Milliarden Euro – ein klares Zeichen dafür, dass Geschäftsreisen für chinesische Unternehmen weiterhin unverzichtbar sind.
Deutschland: WTTC prognostiziert drittgrößten Geschäftsreisemarkt weltweit
Deutschland positioniert sich laut WTTC als drittgrößter Markt für Geschäftsreisen weltweit. Deutsche Unternehmen geben aktuell rund 80 Milliarden Euro für Geschäftsreisen aus – ein Anstieg von einem Prozent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit. Diese Zahl steht jedoch im deutlichen Kontrast zur jüngsten Analyse des Verbands Deutsches Reisemanagement (VDR), der die Ausgaben lediglich auf 46 Milliarden Euro beziffert. Der Unterschied könnte durch den Fokus des WTTC auf Umsätze statt auf reine Buchungszahlen erklärt werden, wobei die gestiegenen Preise sicherlich eine Rolle spielen. Um auf 80 Milliarden Euro zu kommen, müssten jedoch auch die Buchungszahlen die Werte von 2019 deutlich übertreffen.
Julia Simpson, Präsidentin des WTTC, sieht mehrere Gründe für das Comeback der Geschäftsreisen: „Während virtuelle Meetings während der Pandemie eine wichtige Rolle spielten, um Unternehmen verbunden zu halten, zeigt unser Bericht, dass persönliche Treffen für den Erfolg von Geschäftsabschlüssen entscheidend sind.“ Eine starke globale Wirtschaft, der Anstieg von „Bleisure“-Reisen – einer Mischung aus Geschäfts- und Privatreisen – sowie die Rückkehr von Tagungen, Messen und Konferenzen haben laut WTTC ebenfalls erheblich zum Wachstum beigetragen.