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Gesundheit
© Petr Bonek, AdobeStock

Schon Kleinkinder essen zu süß und ungesund

Die Ergebnisse der KiESEL-Studie zur Kinderernährung lassen aufhorchen: Zu viele Süßigkeiten und Softdrinks, zu wenig Gemüse. Der Verzehr ungesunder Lebensmittel übersteigt bei Kindern unter fünf Jahren die empfohlene Tageshöchstmenge um mehr als das Doppelte. Gleichzeitig essen Mädchen und Jungen in diesem Alter zu wenig gesunde Lebensmittel, vor allem Gemüse.

Das zeigt eine aktuelle Auswertung von Studiendaten am Max Rubner-Institut (MRI), die im Juli diesen Jahres in der Fachzeitschrift „Frontiers in Nutrition“ veröffentlicht wurde. Auch bei anderen Lebensmittelgruppen und einzelnen Nährstoffen fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Teil deutliche Abweichungen von den Empfehlungen für Kinder.

Viele offene Fragen zur Ernährung von Kindern 

„Die Ernährung in den ersten Lebensjahren legt den Grundstein für die kindliche Entwicklung und Gesundheit und prägt die späteren Essgewohnheiten“, sagt Prof. Dr. Regina Ensenauer, Leiterin des Instituts für Kinderernährung am MRI und Seniorautorin des Fachartikels. Trotz dieser Bedeutung sind noch viele Fragen zur Ernährung von Kindern offen. Im Rahmen der Kinder-Ernährungsstudie zur Erfassung des Lebensmittelverzehrs (KiESEL) wurden daher von 2014 bis 2017 detaillierte Daten zur Ernährung von Klein- und Vorschulkindern erhoben. Das Projekt wurde federführend vom Bundesinstitut für Risikobewertung durchgeführt und wird am MRI umfassend ausgewertet.

Am MRI sind die Auswertungen der KiESEL-Daten zum Lebensmittelverzehr und zur Energie- und Nährstoffzufuhr von 890 Kindern im Alter von ein bis fünf Jahren abgeschlossen. Die durchschnittliche Energie- und Nährstoffzufuhr wurde aus den Angaben der Eltern berechnet, die im Rahmen der Studie an vier Tagen alle von den Kindern verzehrten Lebensmittel und Getränke protokolliert hatten. Anschließend verglichen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ergebnisse mit den Verzehrempfehlungen – Optimierte Mischkost für Kinder und Jugendliche –sowie den Referenzwerten für die Energie- und Nährstoffzufuhr für die untersuchten Altersgruppen.

Zu wenig Gemüse, zu viel Fleisch

Ungünstige Lebensmittel, darunter Süßigkeiten und Softdrinks, machen bei Mädchen und Jungen im Alter von ein bis fünf Jahren durchschnittlich 25 bis 36 Prozent der täglichen Energiezufuhr aus (statt wie empfohlen maximal zehn Prozent). Mehr als die Hälfte der Kinder überschreitet auch die empfohlene Menge an Fleisch. Der Gemüseverzehr ist dagegen bei allen Kindern zu gering und auch der Verzehr von Milch und Milchprodukten liegt unter den Empfehlungen. Die Daten zeigen, dass Vorschulkinder mehr ungünstige Lebensmittel verzehren als Kleinkinder und dass Jungen ungesünder essen als Mädchen. Ungünstige Ernährungsgewohnheiten zeigten sich in der Studie bereits im Alter von zwei Jahren und waren im Alter von drei Jahren noch ausgeprägter.

Die durchschnittliche Energie- und Nährstoffzufuhr entspricht sowohl bei Klein- als auch bei Vorschulkindern weitgehend den Empfehlungen. Bei Vitamin D und Jod stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer früheren Analyse jedoch eine Unterversorgung fest. Bei Kleinkindern ist zudem die Eisenzufuhr und bei Vorschulkindern die Kalziumzufuhr zu gering. Dagegen nehmen sie zu viel gesättigte Fettsäuren, Zucker und Eiweiß zu sich. „Es besteht Forschungsbedarf zu der Frage, ob die routinemäßige Vitamin-D-Supplementierung über das Säuglingsalter hinaus verlängert werden sollte“, sagt Dr. Stefan Storcksdieck genannt Bonsmann, kommissarischer Leiter des Instituts für Ernährungsverhalten am MRI und Mitautor des Fachartikels. „Außerdem würde die Verwendung von Jodsalz anstelle von nicht jodiertem Speisesalz zu einer verbesserten Jodversorgung beitragen. Dies ist eine wichtige Information nicht nur für Eltern, sondern auch für die Lebensmittelindustrie“.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass sich ein ungünstiges Ernährungsverhalten bereits in sehr jungen Jahren entwickeln kann. Es gibt Hinweise darauf, dass gerade dieser Zeitraum für die Prävention ernährungsmitbedingter Krankheiten entscheidend ist. Maßnahmen zur Förderung einer gesunden Ernährung und zur Reduzierung des Verzehrs ungesunder Lebensmittel in den ersten Lebensjahren sind daher von großer Bedeutung.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Oktober 2024 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.