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Expatriates
© Pixel-Shot, AdobeStock

Mit Schulkindern ins Ausland ziehen: Diese Bildungsmöglichkeiten gibt es

Gastbeitrag von Susanne Hauser-Braun

In unserer globalisierten Welt gibt es immer mehr Menschen, die für einen kürzeren oder längeren Zeitraum im internationalen Raum arbeiten und dafür in ein anderes Land ziehen. Wenn dieser Schritt schon für Erwachsene nicht immer einfach ist, so ist er für Familien mit Kindern eine besondere Herausforderung.

Ob die Zeit im Ausland am Ende als gemeinsames, bereicherndes Abenteuer erlebt wird, oder als stressige Zeit voller Heimweh und Unsicherheiten, hängt an vielen Faktoren. Einer der wichtigsten Faktoren auf Seiten der Kinder ist dabei sicherlich das Thema Schule. Immerhin verbringen sie dort den größten Teil ihres Tages.

Nur welche Art von Schule ist die beste für ein Kind? Die gängigsten Möglichkeiten sollen hier kurz vorgestellt und die jeweiligen Vor- und Nachteile beleuchtet werden:

Lokale, landessprachliche Ortsschulen

Da gibt es zum einen lokale, landessprachliche Ortsschulen. Ein Besuch dieser Schule eröffnet jedem Kind einmalige Einblicke in die Kultur und Sprache des Gastlandes und der Schulweg ist normalerweise kurz. Es muss jedoch geprüft werden, ob die Lernmethoden im jeweiligen Land zeitgemäß sind und die Lerninhalte denen entsprechen, die das Kind brauchen wird, wenn es eines Tages wieder zurück ins Heimatland zieht. Werden in der Grundschule und Oberstufe zum Beispiel zwei Fremdsprachen unterrichtet? Ist die Fächerauswahl breit gestreut oder werden nur Grundlagenfächer unterrichtet? Bietet die Schule die Möglichkeit, dass wissenschaftliche Inhalte zum Beispiel in einem Chemielabor erprobt und ausprobiert werden können? Ist das Benotungsschema der Schule verständlich und der Schulabschluss der Schule international anerkannt? Bedenkenswert auch: In einer lokalen Schule sind Kinder vielleicht schnell als Ausländer und damit als „anders“ zu erkennen, was durchaus zu Marginalisierungen führen und je nach Lebensalter und Entwicklungsphase als schwierig erlebt werden kann. 

Internationale Schulen

Wer in eine größere Stadt zieht, findet dort oft Internationale Schulen, die meist auf der Grundlage des International Baccalaureate (IB) unterrichten, das von der Universität Cambridge/UK entwickelt wurde. Ein Vorteil dieser Schulart ist, dass die Kinder mit zeitgemäßen Methoden unterrichtet werden und auch sehr schnell einen internationalen Freundeskreis haben. Niemand wird hier als „strange“ angesehen, weil alle „Strangers“ im Land sind. Die Kinder erleben sich mit ihrem kulturellen Hintergrund angenommen, denn man ist ja eine/r unter vielen, bunten Kindern aus aller Welt. Unterrichtssprache ist normalerweise Englisch. Wer sein Kind auf eine solche Schule schickt, kann gewiss sein, dass die Kinder schon nach wenigen Monaten zweisprachig unterwegs sind und bei einer Rückkehr ins Heimatland alles wissen, was sie brauchen. Eine Ausnahme gibt es allerdings: die deutsche Sprache, die an solchen Schulen meist nur als Fremdsprache und nicht auf Muttersprachniveau unterrichtet wird.

Dabei ist zu bedenken, dass Sprache sehr viel mehr als nur ein Mix aus Vokabeln, Grammatikregeln und Melodie ist. Sprache ist auch Kultur, Identität und Sicherheit!

Wer schon einmal in ein Land gereist ist, dessen Sprache er oder sie nicht kannte, kennt die Unsicherheit, die damit einhergeht, dass man sich nicht richtig ausdrücken kann.

Eine ähnliche Unsicherheit spüren Kinder, die ihre Muttersprache zwar sprechen, aber nicht sicher schreiben können, weil sie in ihrem Schulalltag eine andere Schulsprache haben und den Schriftspracherwerb deswegen in einem anderen Vokalsystem durchlaufen.

Wer sicherstellen will, dass das Kind oder der oder die Jugendliche bei der Rückkehr ins Heimatland unproblematisch integriert werden kann und sich schulisch sicher fühlt, muss hier eine zusätzliche Förderung durch Fernschul-Angebote oder mit Online-Tutorinnen und -Tutoren wie zum Beispiel dem Salingua Lernstudio finden. Dies ist besonders dann wichtig, wenn der Schulabschluss, eine Ausbildung oder ein Studium in Deutschland absolviert werden sollen.

Achtung: Aufpassen müssen bei dieser Schulart die Eltern von Erstklässlern! Im Britischen System werden Kinder bereits mit 5 Jahren in die sogenannte Reception Class eingeschult, in der das ABC, erste Wörter und die Zahlen bis 10 beziehungsweise 20 gelernt weden. Kinder, die in dieser Schulart in die erste Klasse kommen, können also schon lesen und erste Wörter schreiben!

Deutsche Auslandsschulen

Option 3 ist an manchen Orten eine deutsche Auslandschule. Dabei handelt es sich um eine Schule, die nach deutschen Lehrplänen und in deutscher Sprache unterrichtet und normalerweise bis zum Abitur führt. Die Förderung muttersprachlicher Kompetenzen ist hier auf jeden Fall gegeben und es ist leicht, Kontakt zu anderen deutschsprachigen Familien aufzubauen und Spielkameradinnen und Spielkameraden zu finden. Ein Besuch dieser Schulart bedeutet aber nicht automatisch, dass ein Kind dort die gleiche Förderung wie an einer Schule in Deutschland erlebt. Einige deutsche Auslandsschulen stehen vor der Herausforderung, dass viele ihrer Schülerinnen und Schüler keine deutschen Muttersprachlerinnen oder Muttersprachler sind und die Inhalte des Unterrichts deswegen entsprechend angepasst werden müssen. Wichtig für Eltern ist es deswegen, zu überprüfen, ob das Angebot und der Standard der Schule dem entsprechen, was sie sich für ihr Kind wünschen.

Faktoren, die die Wahl der Schule bedingen

Welche Schule für Sie und Ihr Kind die beste ist, hängt von vielen Faktoren ab. Hier einige überlegenswerte Fragen:

  • In welchem Zeitrahmen soll mein Kind wieder ins deutschsprachige Schulsystem zurückwechseln?
  • Wie wichtig ist uns eine kulturelle Prägung – und welche?
  • Möchten wir, dass unser Kind fließend Englisch lernt?
  • Wie wichtig ist es für unser Kind, dass es seine Muttersprache sicher und auf gutem Niveau schreiben lernt?
  • Was bedeuten die verschiedenen Schulmodelle und eine bestimmte Schulsprache für den Lernprozess unseres Kindes?
  • Soll unser Kind später in Deutschland einen Schulabschluss, eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren? In dem Fall ist die Förderung der deutschen Sprache das A & O.
  • Welches Szenario ermöglicht unserem Kind eine sanfte Rückkehr ins deutsche Schulsystem?
  • Welche außerschulischen Aktivitäten (Reiten, Fußball, Schwimmen, Taekwondo …) sind für unser Kind wichtig, um sich im neuen Umfeld wohlzufühlen und an welcher Schule werden diese angeboten?
  • Brauchen wir für unser Kind eine Ganztagesbetreuung – und wenn ja, wie sieht der Tag an dieser Schule aus? Gibt es die Möglichkeit, sich auch mal zurückzuziehen (z.B. in einer Bücherei) und Ruhephasen, oder sitzt unser Kind unter Umständen stundenlang im Klassenzimmer? 

Homeschooling

Für Familien, die in einen ländlichen Raum ziehen, ist oft die Deutsche Fernschule die einzige Möglichkeit, um sicherzustellen, dass ihr Kind nach einigen Jahren unproblematisch und fröhlich zurück ins deutschsprachige Schulsystem wechseln kann. Bei dieser Schulart wird den Eltern Schulmaterial aus Deutschland zugesandt, das sie mit ihrem Kind dann im Homeschooling-Stil und unter gelegentlicher Anleitung durch eine Lehrkraft in Deutschland bearbeiten. Der Vorteil hier: Die Kinder arbeiten im eigenen Rhythmus und auf der Grundlage deutscher Lehrpläne. Als Nachteil erleben die meisten Eltern, dass die zusätzliche Belastung zum Beruf und die Doppelrolle Mama-Lehrerin /Papa-Lehrer ziemlich anstrengend sein können. Manche Eltern berichten auch, dass die relativ weite Entfernung zur Lehrkraft eine gewisse Unsicherheit zur Folge hat, ob das, was man tut, auch „gut genug“ ist.

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Kinder in den Entscheidungsprozess mit einbeziehen

Welche Schulart Sie am Ende auch wählen – bitte nehmen Sie ihr Kind so gut es geht in den Entscheidungsprozess mit hinein!

Die meisten Schulen haben heutzutage eine Webseite, auf der man sich einen ersten Eindruck verschaffen kann. Besprechen Sie mit ihrem Kind, dass die Verständigung an einer anderssprachigen Schule am Anfang schwierig sein kann. Ihr Kind muss wissen, dass eventuell schlechtere Noten zu Beginn ganz normal und kein Weltuntergang sind. Reden Sie über die Vorteile und Nachteile der bestehenden Möglichkeiten und hören sie auf die Fragen und Meinungen ihres Kindes. Kinder sind, was das Thema „Schule“ angeht, Profis und wissen oft sehr genau, was ihnen wichtig ist.

Auch Schulbesichtigungen oder 1-2 Tage als Gastschüler/Gastschülerin sind normalerweise nach vorheriger Anmeldung kein Problem. Dabei kann man Details wie zum Beispiel Benotungsschemata und Philosophie der Schule erfragen und einen ersten praktischen Eindruck vom Schulalltag bekommen. Oft kann ein Kind nach einem solchen Besuchstag sehr genau sagen, ob es sich in der Atmosphäre der Schule wohl gefühlt hat oder nicht.

Sich wohlfühlen und fröhlich gute Fortschritte machen – das ist es, was letztlich zählt, dass alle im neuen Land gut ankommen können. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie mit Ihrem Kind den richtigen Weg finden. 

Über die Autorin

Susanne Hauser-Braun M.Ed. ist Pädagogin, international erfahrene Lehrerin und Mutter zweier Kinder, die ihre Schulausbildung zum Großteil im Ausland (Tansania & UK) absolviert haben. Susanne hat ihre Masterarbeit im Bereich Bildungswissenschaften zum Thema Schulische Re-/Integration geschrieben und ist Gründerin des Salingua Lernstudios, das deutschsprachige Familien im Ausland mit Förderangeboten für Grundschulkinder bis zur 6.Klasse unterstützt.

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Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Juli 2024 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.