Spitzenplatz für Deutschland im internationalen Wettbewerb – zusätzliche Chancen durch Bleisure-Reisen: Nach den Urlaubs- und Privatreisen nähert sich auch der internationale Markt für Geschäftsreisen langsam wieder dem Vorkrisenniveau von 2019 an.
Allerdings verschiebt sich die Gewichtung der einzelnen Marktsegmente: So erholen sich sogenannte Reisen im Bereich des „MICE“-Tourismus (Μeetings, Incentives, Conferences, Exhibitions) schneller als die traditionellen Geschäftsreisen und gewinnen so Marktanteile.
Gleichzeitig prägen gesellschaftliche Trends wie die Work-Life-Balance-Thematik, aber auch die dynamischen Veränderungen in der Arbeitswelt die Nachfrage. Die Schnittmenge zwischen Geschäfts- und Privatreisen wächst. Daraus ergeben sich Chancen, aber auch Herausforderungen für die touristischen Leistungsträgerinnen und -träger.
Trendthemen, wie „Work from anywhere“ oder kollaboratives Arbeiten unterstützen Bleisure-Reisen, als Kombination von Geschäftsreisen und privatem Urlaub. Die Antworten der Tourismuswirtschaft auf diese Herausforderungen können zugleich einen wirksamen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit leisten. Das ist die Schlussfolgerung aus aktuellen Studien, die von der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) und dem German Convention Bureau (GCB) bei IPK International in Auftrag gegeben wurden.
Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstandes der DZT, erklärt dazu: „Deutschland bestätigt auch post Corona seine Position als Geschäftsreiseziel Nummer 1 im internationalen Wettbewerb deutlich: Von den 117 Millionen Auslandsgeschäftsreisen, die 2023 weltweit unternommen wurden, führten 13,5 Millionen nach Deutschland, das entspricht einem Marktanteil von zwölf Prozent. Mehr als ein Drittel aller ausländischen Geschäftsreisenden nutzten 2023 die Möglichkeit, ihren Business Trip nach Deutschland mit einem privaten Aufenthalt oder Urlaub zu kombinieren. Damit erreicht Deutschland als Bleisure-Ziel 2023 Platz 1 in Europa und im weltweiten Vergleich Platz 3 (1. USA, 2. Mexiko, 4. Frankreich, 5. Spanien). Strategisch forciert die DZT die Verlängerung der Aufenthaltsdauer internationaler Gäste in Deutschland im Rahmen ihrer Stay Longer-Initiative, um den anteiligen ökologischen Fußabdruck pro Reisetag zu mindern.“
Matthias Schultze, Geschäftsführer des GCB, erklärt, dass circa ein Viertel der Bleisure-Reisen weltweit nach Deutschland auf traditionelle Geschäftsreisen entfällt, während drei Viertel auf das MICE-Segment entfallen. Darüber hinaus nutzen 43 Prozent der Teilnehmenden an Kongressen, 31 Prozent der Reisenden zu Meetings/Konferenzen und 41 Prozent der Besucherinnen und Besucher von Messen oder Ausstellungen die Möglichkeit, ihren geschäftlich veranlassten Deutschland-Trip mit einem Urlaub oder privaten Aufenthalt zu verbinden. Laut Schultze ergeben sich dadurch Chancen für ein zusätzliches Geschäft in der aktiven Vermarktung von MICE-Angeboten, die eine private Reisekomponente enthalten.
Booster für Umwelt und Wirtschaft
Bleisure-Reisen können wesentlich dazu beitragen, die Aufenthaltsdauer zu verlängern und damit den anteiligen CO2-Fußabdruck pro Reisetag zu reduzieren. So bleiben Geschäftsreisende durchschnittlich 6,7 Nächte in Deutschland – bei Bleisure sind es 8,8 Nächte. Mehr als zwei Drittel der Bleisure-Reisen haben mindestens vier Übernachtungen.
Auch aus wirtschaftlicher Sicht ist das Thema Bleisure von besonderem Interesse. Die Ausgaben pro Person und Reise nach Deutschland liegen mit 1.767 Euro deutlich über denen von reinen Geschäftsreisen (1.432 Euro). Dazu trägt insbesondere die Wahl hochwertiger Unterkünfte bei: 47 Prozent der Bleisure-Reisenden buchen First-Class-Hotels, 14 Prozent Mittelklassehotels und nur zwei Prozent Budgetunterkünfte. Knapp ein Drittel nutzt sonstige bezahlte Unterkünfte, nur rund sieben Prozent übernachten privat und ohne Bezahlung.