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Mit dem E-Auto in den Urlaub: So gelingt es

Mit dem Sommer kommt auch die Zeit, in der Reisen geplant werden. Für Autofahrerinnen und Autofahrer, die zum ersten Mal mit einem Elektroauto in den Urlaub fahren, ist das eine ganz besondere Herausforderung.

Doch mit der richtigen Vorbereitung, einer überlegten Routenplanung und einem vernünftigen Umgang mit Ladezeiten und Energieverbrauch wird die Reise nicht nur stressfrei, sondern auch umweltschonend. ARAG Experte Jan Kemperdiek, Fachanwalt für Verkehrsrecht, gibt Tipps, wie die Urlaubsfahrt mit dem Elektroauto optimal gestaltet werden kann.

Was bei der Routenplanung mit dem Elektroauto zu beachten ist

Der erste Schritt zu einem gelungenen Urlaub mit dem Elektroauto ist eine sorgfältige Routenplanung und eine voll geladene Batterie bei der Abfahrt. Im Gegensatz zu konventionellen Fahrzeugen ist bei der Nutzung eines Elektroautos die Berücksichtigung der Ladeinfrastruktur entlang der Strecke notwendig. In Mittel- und Nordeuropa ist das Netz relativ gut ausgebaut. Vor allem in den Niederlanden und in Skandinavien ist es fast flächendeckend vorhanden. In vielen südeuropäischen Ländern ist es dagegen besser, die Route so zu planen, dass man an Ladestationen vorbeikommt. Verschiedene Apps und Online-Tools wie A Better Routeplanner oder Lemnet können dabei eine wertvolle Hilfe sein. Diese zeigen sowohl die Verfügbarkeit als auch die Ladegeschwindigkeit der Ladestationen entlang der Route an. Für den deutschen Raum empfiehlt Kemperdiek die Ladesäulenkarte der Bundesnetzagentur. Dort sind alle öffentlichen Ladesäulen unabhängig vom Anbietenden verzeichnet.

Zu einer guten Vorbereitung gehört auch, zu prüfen, ob man sich für das Aufladen der Batterie an der Station anmelden oder registrieren muss. In einigen Fällen, vor allem im Ausland, ist dies erforderlich – und zwar einige Wochen im Voraus. Meistens können Touristeninformationen darüber Auskunft geben. Hilfreich ist es auch, nur Ladestationen mit mehreren Ladepunkten zu wählen. Denn wenn die Ladesäule besetzt ist, kann es mehrere Stunden dauern, bis man an die Reihe kommt.

Besondere Vorteile der Urlaubsfahrt mit dem E-Auto

Neben dem klimaneutralen Fahren und dem relativ geringen CO2-Fußabdruck kann man zum Beispiel in Norwegen oder der Tschechischen Republik mit einem E-Kennzeichen kostenlos die mautpflichtigen Autobahnen nutzen. Und das Parken in der Innenstadt ist in einigen Städten kostenlos, auch in Deutschland.

Mit welchen Ladezeiten ist zu rechnen und wie können diese sinnvoll genutzt werden?

Laut Kemperdiek ist die Ladezeit durchaus ein entscheidender Faktor für die Fahrt mit dem Elektroauto. Viele moderne Ladestationen befinden sich jedoch in der Nähe von Restaurants, Spielplätzen oder Sehenswürdigkeiten. Dort kann die Ladezeit für ein entspanntes Mittagessen, einen Spaziergang oder eine kleine Sightseeingtour genutzt werden. In zehn Minuten kann man an einer Schnellladesäule rund 100 Kilometer Reichweite aufladen.

Grundsätzlich wird empfohlen, das E-Auto aufzuladen, wann immer sich die Möglichkeit bietet. Viele Hotels und Ferienwohnungen bieten ihren Gästen inzwischen Ladestationen an. Auch in Supermärkten und Einkaufszentren gibt es immer mehr Lademöglichkeiten. Diese Möglichkeiten sollten genutzt werden, um immer genügend Energie für die nächste Etappe zu haben. Gleichzeitig warnt Kemperdiek aber davor, vor allem Schnellladestationen zu nutzen, die den Akku in kürzester Zeit voll laden. Das sei in der Regel nicht nur viel teurer, sondern schade auf Dauer auch der Batterie.

Gibt es Tricks, um die Reichweite von Elektrofahrzeugen zu erhöhen?

Die Reichweite eines E-Autos hängt von vielen Faktoren ab: Die Geschwindigkeit, die Beladung, das Wetter und die Fahrweise spielen eine große Rolle. Kemperdiek empfiehlt, die Reichweite eher konservativ einzuschätzen und regelmäßig nachzuladen, statt bis zur letzten Kilowattstunde zu fahren. Auf Langstrecken sollte der Ladezustand der Batterie nie unter 20 Prozent fallen oder immer eine Restreichweite von 100 Kilometern haben, falls zum Beispiel die angepeilte Ladestation besetzt oder defekt ist.

Um die Reichweite zu erhöhen, können Fahrerinnen und Fahrer während der Fahrt einige Tricks anwenden. So kann eine gleichmäßige, vorausschauende Fahrweise und das Vermeiden abrupter Beschleunigungs- und Bremsmanöver den Energieverbrauch etwas senken. Wer ein Elektroauto fährt, sollte nach Möglichkeit die so genannte Rekuperation nutzen. Dabei gewinnt das Fahrzeug beim Bremsen Energie zurück. Bei bergigen Streckenabschnitten wird das Auto während der Fahrt aufgeladen.

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Wie bezahle ich den Strom unterwegs und was ist dabei zu beachten?

Die Bezahlmöglichkeiten an den Ladestationen in Deutschland und im Ausland sind vielfältig. Sie reichen von der klassischen Ladekarte über mobile Apps bis hin zum direkten Bezahlen mit Kreditkarte oder kontaktlosem Bezahlen. Im europäischen Ausland ist das Laden in der Regel etwas günstiger als in Deutschland. Allerdings haben einige Ladekarten einen Haken: Sie funktionieren zwar im Ausland, aber Urlauberinnen und Urlauber müssen sich unter Umständen auf Roaming-Gebühren einstellen, wie sie früher vom Handy-Telefonieren im Ausland bekannt waren. Das macht die Kilowattstunde deutlich teurer. Bezahlt man mit der App des jeweiligen Anbietenden, ist es günstiger, allerdings ist jedes Mal das Herunterladen der entsprechenden App und die Verifizierung der Kreditkarte notwendig. Hier müsse jede und jeder für sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis abwägen, so Kemperdiek.

Inzwischen gibt es auch deutsche Ladestromanbietende mit Ladestationen in ganz Europa. Diese haben einheitliche Roaming-Tarife, die rund um die Uhr gelten – egal in welchem Land. Urlauberinnen und Urlauber zahlen dann eine monatliche Grundgebühr und einen festen Preis pro Kilowattstunde, je nachdem, welchen Tarif sie gewählt haben. Das ist zwar etwas teurer, aber bequem.

Das gehört zur Ausrüstung für den Notfall

Eine kleine Notfallausrüstung sollte immer an Bord sein. Dazu gehören neben den üblichen Utensilien wie Warndreieck und Verbandskasten auch ein mobiles Ladegerät, Verlängerungskabel und gegebenenfalls Adapter für verschiedene Steckertypen.

Wer dennoch unterwegs liegen bleibt, sollte unbedingt einen Pannendienst rufen, der über speziell für Elektrofahrzeuge geschultes Personal verfügt, rät Kemperdiek. Viele Herstellende von Elektroautos bieten aber auch spezielle Pannendienste für ihre Fahrzeuge an, die liegengebliebene Kundinnen und Kunden kostenlos zur nächsten Ladestation bringen oder die Batterie vor Ort mit mobilen Ladegeräten wieder aufladen.

Was ist mit Bußgeldern aus dem Ausland? Kann man sie getrost ignorieren?

Keineswegs, sagt Kemperdiek. Bereits ab einer Höhe von 70 Euro können rechtskräftige Bußgeldbescheide aus Ländern der Europäischen Union in Deutschland vollstreckt werden.

Eine Vollstreckung ist bereits dann möglich, wenn das Bußgeld zuzüglich der Verwaltungskosten diese Grenze überschreitet. Da die Bußgelder im Ausland oft deutlich höher sind als in Deutschland, kann dies schon bei harmlosen Parkverstößen der Fall sein.

Für die Vollstreckung ist das Bundesamt für Justiz in Bonn zuständig. Zahlungsaufforderungen von Inkassounternehmen können daher ignoriert werden.

Nur wenn der ausländischen Entscheidung eine deutsche Übersetzung beigefügt ist, die zumindest den wesentlichen Inhalt wiedergibt, leitet das Bundesamt für Justiz die Vollstreckung ein. Eine Vollstreckung scheidet auch aus, wenn die oder der Betroffene im ausländischen Verfahren keine Gelegenheit hatte, sich zu den Vorwürfen zu äußern. 

Videotipp: Verrückte Verkehrsregeln im Ausland

Andere Länder, andere Sitten: Wer mit dem Auto im Ausland unterwegs ist, sollte die dort geltenden Verkehrsregeln kennen. Einige Verkehrsgesetze sind in manchen Ländern ganz besonders verrückt. Auslandsexperte Torben stellt eine kleine Auswahl der verrücktesten Verbote weltweit in diesem Video vor.

TRAVEL NEWS verrueckten Verkehrsregeln

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Juli 2024 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.