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Weltweit

Welche Länder die Coronapandemie wirtschaftlich am besten verkraftet haben

© denisismagilov, AdobeStock

Die Corona-Krise hat Gewinner und Verlierer hervorgebracht. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die im Umgang mit der Corona-Krise eher liberalen und gut organisierten Staaten wie Dänemark, Schweden, Südkorea oder die Schweiz wirtschaftlich besser abgeschnitten haben, während Länder wie Spanien, das Vereinigte Königreich, Japan und Deutschland bisher deutlich schlechter durch die Krise gekommen sind.

Das hat die Analyse „Zwei Jahre Pandemie: Wer sind die Gewinner und Verlierer?“ des Instituts der Deutschen Wirtschaft (iW) ermittelt.

Die Geschwindigkeit der wirtschaftlichen Erholung nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie hat viele aus Politik und Wissenschaft überrascht. So folgte etwa der Welthandel einer V-förmigen Entwicklung und lag im November 2020 bereits wieder über dem Vorkrisenniveau. Die USA erreichten im Frühjahr 2021 ebenfalls ihr Vorkrisenniveau beim realen BIP, der Euroraum erst Ende 2021. Länder wie Deutschland, Portugal, Spanien oder Japan haben jedoch noch deutlichen Aufholbedarf. Insbesondere in Deutschland haben die Omikron-Variante und die damit verbundenen Maßnahmen, aber auch die Angebotsengpässe in Schlüsselbranchen wie der Autoindustrie die Wirtschaft erneut stark getroffen.

Um die Unterschiede möglichst gut herauszukristallisieren, wurden vom iW sieben Indikatoren – Bruttoinlandsprodukt (BIP), Inflation, Arbeitslosenrate, verfügbare Haushaltseinkommen, Investitionen, Schuldenstandsquote und Aktienindizes – für 19 ausgewählte OECD-Staaten zusammengestellt. Diese Idee basiert auf einem Beitrag aus The Economist (2022). Die einzelnen Volkswirtschaften werden danach eingestuft, wie gut sie jeweils bei den einzelnen Indikatoren abschneiden. So wird schnell deutlich, dass einige Länder sich nach wie vor in einer wirtschaftlichen Misere befinden, während es anderen Ländern in fast allen Bereichen besser geht als vor der Pandemie.

Dänemark, Schweden und Norwegen gehören zu den Gewinnern

Die Spitzengruppe wird gebildet durch Dänemark, Schweden, Südkorea, Norwegen und die Niederlande. Die Schlusslichter sind Italien, Deutschland, Japan, das Vereinigte Königreich und Spanien. Ein Blick auf die Entwicklung des realen BIP vermittelt einen ersten Eindruck über die wirtschaftliche Situation. Hier sind große Unterschiede erkennbar. Mehr als die Hälfte der Länder ist trotz der Pandemie während der letzten beiden Jahre gewachsen, zum Beispiel die USA, Dänemark, Schweden, Südkorea, Norwegen oder Frankreich. Am stärksten war die wirtschaftliche Dynamik in Dänemark mit über fünf Prozent oder in Polen und den USA mit jeweils rund 3 Prozent Wirtschaftswachstum. Weit abgeschlagen sind hingegen nach wie vor Spanien, Deutschland, Portugal oder Kanada. In Deutschland ist das reale BIP trotz gewisser Erholung im Jahr 2021 in den letzten beiden Jahren insgesamt um 1,5 Prozent und in Spanien sogar um 4 Prozent gesunken.

WELTWEIT Gewinner Verlierer Corona Krise

Südeuropäische Länder litten unter Reiseverbote

Besonders südeuropäische Länder waren anfällig für Reiseverbote und den Einbruch der Ausgaben beim sozialnahen Konsum. Aber auch Industrienationen wie Deutschland wurden massiv durch weltweite Lieferengpässe, Materialmangel und zuletzt durch die Energiepreisexplosion in der Produktion gestört. Südkorea als Exportland mit seiner wettbewerbsfähigen Chipindustrie profitierte jedoch von dem weltweiten Halbleitermangel. Hier wuchs die Volkswirtschaft kräftig.

Die Veränderung des Haushaltseinkommens gibt einen Eindruck davon, wie gut es den Menschen in der Krise ergangen ist. Die Messung erfolgt real, das heißt bereinigt um die geringere Kaufkraft infolge des jüngsten Inflationsanstiegs. Im Vergleich zu früheren wirtschaftlichen Rezessionen wie der globalen Finanzkrise 2008 konnten die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte durch fiskalische Instrumente wie Kurzarbeitergeld, Steuersenkungen, aber auch durch die Aufstockung von Arbeitslosenhilfe wie in den USA stabilisiert werden. Letztere gingen noch einen Schritt weiter und verteilten direkt Gehaltsschecks an die Haushalte. Zudem führte die Pandemie zu einem Strukturwandel in den Konsumausgaben. Durch weniger Gastronomiebesuche und Reisen ergab sich in vielen Volkswirtschaften eine stark aufgestaute Ersparnis. Insgesamt haben sich die verfügbaren Haushaltseinkommen in den USA oder der Schweiz um rund 5,5 Prozent erhöht, in Kanada um 7,5 Prozent, in Australien um 4,7 Prozent oder 4,5 Prozent in Norwegen. In Spanien hingegen verschlechterte sich die Einkommenssituation bei den privaten Haushalten um 5,5 Prozent, in Italien um 3,5 Prozent.

Weniger Arbeitslose als befürchtet

Die positive Überraschung der Corona-Krise ist der schnelle Rebound der Arbeitsmärkte. Dieser war in vielen Ländern beeindruckend, aber in Teilen auch unvollständig. So ist die Arbeitslosenrate in den USA zwar deutlich gesunken, verharrt aber immer noch über dem Vorkrisenniveau. In Europa konnten die Auswirkungen der Pandemie auf den Arbeitsmarkt einerseits durch Instrumente wie das Kurzarbeitergeld abgefedert werden, andererseits haben sich auch hier Ungleichgewichte ergeben. Nichtsdestotrotz überwiegt das positive Bild. So ist die Arbeitslosenrate in Dänemark um 0,7, in Frankreich und Italien um 0,6 und in Griechenland deutlich um 3 Prozentpunkte während der letzten zwei Jahre gesunken. In Deutschland, den Niederlanden oder Portugal liegt sie nur noch minimal über dem Vorkrisenniveau.

Auch wenn es gelungen ist, die Einkommenssituation der Haushalte zu stabilisieren, hat die expansive Geld- und Fiskalpolitik dazu beigetragen, dass sich weltweit historische Preissteigerungen zum Ende 2021 eingestellt haben. Die zu Anfang aus Angebotsengpässen resultierende Teuerung, die am aktuellen Rand durch die Energiepreise verstärkt und künftig durch den staatlich verordneten CO2-Preis zumindest in Europa getrieben wird, birgt die Gefahr, dass daraus eine Preis-Lohn-Preis-Spirale entsteht und die Inflationserwartungen sich entkoppeln. Die Rückkehr der Inflation führt somit zu Kaufkraftverlusten und möglicherweise zu Konsumeinbrüchen bei den privaten Haushalten. Die jährliche Änderungsrate der Inflation betrug in den USA zuletzt 7 Prozent – der stärkste Anstieg seit 1982.

 WELTWEIT AdobeStock 410458060© Dmitry Kovalchuk, AdobeStock

Weltweit Unterschiede bei der Inflation

Doch nicht überall steigt die Inflation so stark. Rechnet man die Basiseffekte aus 2021 heraus und berechnet die annualisierte 2-Jahres-Rate, liegt diese in vielen Ländern noch unterhalb der Zielinflationsrate der EZB von zwei Prozent. In Italien liegt sie bei 1,6 Prozent, in Frankreich bei 1,4 Prozent, in der Schweiz nur bei 0,4 Prozent oder in Japan sogar bei minus 0,2 Prozent. In den USA, Polen und Norwegen lassen sich trotz Korrektur der Basiseffekte nennenswerte Inflationsanstiege oberhalb der Zielinflationsrate beobachten. Die negativen wirtschaftlichen Folgen der höheren Inflation können bei Fortbestehen im Jahr 2022 beachtlich werden und haben bereits zu einer Kehrtwende hin zu einer strafferen Geldpolitik in den USA oder Südkorea geführt. 

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Juni 2022 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.