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Vermischtes

Deutsche leiden am meisten unter Urlaubsmangel

© Damir Khabirov, AdobeStock

Die Deutschen leiden weltweit besonders an Urlaubsmangel, zumindest gefühlt. Knapp 80 Prozent müssen nach eigenen Angaben eine Auszeit nachholen. Das zeigt die Vacation-Deprivation-Studie des Online-Reisebüros Expedia, die jährlich die Urlaubsgewohnheiten von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern abfragt.

Die Pandemie hat die bisherigen Arbeitsmodelle auf den Prüfstand gestellt. Nachdem viele Unternehmen bereits mit flexiblen Arbeitszeiten oder hybriden Lösungen auf die neuen Bedürfnisse reagiert haben, könnte sich nun eine weitere Veränderung anbahnen. Über Jahre hinweg zeigten die Deutschen eine gleichbleibende Verdrossenheit in Bezug auf die ihnen zur Verfügung stehenden Urlaubstage. Doch im vergangenen Pandemiejahr stieg diese sprunghaft an. 79 Prozent der Deutschen litten der Expedia-Umfrage zufolge an akutem Urlaubsmangel. Und das, obwohl ihnen im Schnitt 27 Urlaubstage zustanden und 81 Prozent ihre Urlaubstage auch vollständig genommen haben.

VERMISCHTES Urlaubsmangel

Work-Life-Blending statt Work-Life-Balance

Ein Grund für das Verlangen nach mehr Urlaub könnte die zunehmende Verschmelzung von Arbeit und Freizeit sein. „Vielen fällt es schwer, im Urlaub einfach mal komplett abzuschalten“, sagt Expedia-Sprecherin Svetlana Hirth. „Die Grenze zwischen Arbeit und Urlaub ist trotz der viel diskutierten Work-Life-Balance fließend.“ Auch wenn sich mit 87 Prozent eine deutliche Mehrheit Urlaub nimmt, um bewusst Abstand zum Arbeitsalltag zu gewinnen, klappt dies nur in den seltensten Fällen.

VERMISCHTES Burnout

Bei 35 Prozent wandert der Arbeitslaptop mit ins Urlaubsgepäck, 30 Prozent wählen sich sogar während ihres Urlaubs in Zoom-Calls ein und 28 Prozent hinterlegen in ihrer Abwesenheitsnotiz ihre Handynummer für Notfälle. „Jeder spricht vom wohl verdienten Urlaub, aber kaum jemand gesteht sich selbst eine Pause zu“, fügt Svetlana Hirth hinzu. „Wir sollten uns endlich bewusst machen, wie wichtig Urlaub ist und uns nicht scheuen, diesen auch einzufordern und zu genießen.“

Workation kann Urlaubsmangel nicht ausgleichen

Der neue Workation-Trend scheint langfristig kein Allheilmittel gegen die allgemeine Abgeschlagenheit zu sein, ganz im Gegenteil. Die Umfrageergebnisse suggerieren, dass eine Workation nicht mit einem echten Urlaub vergleichbar ist. Dies bestätigen fast drei Viertel der Befragten, die 2021 ihren Arbeitsort zeitweise an den Strand oder in die Berge verlegt haben. 49 Prozent geben an, dass sie sich nach Feierabend nicht von den Arbeitsaufgaben lösen konnten. Noch einmal mehr (59 Prozent) fühlten sich nach einer Workation nicht so erholt wie nach einem regulären Urlaub.

VERMISCHTES Urlaubstage

„Eine Workation bringt Abwechslung in den Arbeitsalltag, ist aber kein Ersatz für einen Erholungs- oder Abenteuerurlaub“, weiß Svetlana Hirth aus eigener Erfahrung. „Ich achte darauf, regelmäßig Auszeiten einzuplanen, die es mir erlauben, Abstand zur Arbeit zu gewinnen. Mich bringt zum Beispiel schon ein Städtetrip übers Wochenende auf andere Gedanken.“

Experiment „Urlaub unlimited“ 

Ist mehr bezahlter Jahresurlaub die Lösung? Experimente dahingehend gibt es bereits. Was hierzulande noch weitgehend unbekannt ist, hält in immer mehr Firmen im angelsächsischen Sprachraum Einzug. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dürfen so viele Urlaubstage nehmen, wie sie möchten. Laut der Expedia-Umfrage können 14 Prozent der Angestellten in den USA auf unbegrenzte Urlaubstage zurückgreifen.

VERMISCHTES AdobeStock 173533139© Kaspars Grinvalds, AdobeStock

Die wenigsten machen jedoch von diesem Angebot Gebrauch. Nur vier Prozent haben im vergangenen Jahr mehr als 30 Tage Urlaub eingefordert, im Schnitt nimmt man sich in den USA gerade einmal 13 Tage frei. Ob sich dieses Modell in Deutschland durchsetzen kann, bleibt darüber hinaus abzuwarten. Aktuell berichten nur sieben Prozent der Arbeitnehmenden hierzulande von ähnlichen Regelungen. 

30 Prozent planen Urlaub ohne Grenzübertritt

Im dritten Jahr der Pandemie bleibt Deutschland das bevorzugte Urlaubsziel für inländische Urlauberinnen und Urlauber. Knapp 31 Prozent und damit sechs Prozent mehr als noch 2019 wollen dieses Jahr innerhalb der Landesgrenzen Urlaub machen, wie diese Statista-Grafik zeigt. Gleichwohl werden internationale Reiseziele 2022 wieder interessanter.

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Die Zahlen gehen aus einer Erhebung der Stiftung für Zukunftsfragen hervor, die im Rahmen ihrer jährlichen Tourismusanalyse 3.000 Deutsche befragt hat. Obwohl die Corona-Pandemie aus globaler Sicht noch lange nicht vorbei ist, planen rund 14 Prozent der Befragten damit, 2022 Urlaub an einem Fernreiseziel zu machen.

2019 lag dieser Anteil noch bei etwa 18 Prozent. Auch beliebte Urlaubsziele wie Spanien, Italien und Griechenland stehen bei Deutschen wieder höher im Kurs als noch 2021. Unabhängig von den individuellen Zielen scheinen die Deutschen 2022 entschlossener zu sein, ihren Urlaubsmangel wieder auszugleichen. Nur 16 Prozent sind sich laut der Auswertung noch unsicher, was ihre Reisepläne für das bevorstehende Jahr angeht.

Über Die Vacation-Deprivation-Studie von Expedia

Die Vacation-Deprivation-Studie von Expedia untersucht jährlich seit dem Jahr 2000 die Urlaubsgewohnheiten und Work-Life-Balance von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Die aktuelle Umfrage wurde unter 14.544 Befragten in ausgewählten Ländern in Nord- und Südamerika, in Europa und im asiatisch-pazifischen Raum vom 14. bis 30. Dezember 2021 von Northstar Research Partners im Auftrag von Expedia durchgeführt. In Deutschland wurden 1.000 Erwachsene befragt.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe April 2022 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.