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Expatriates

Wenn der amerikanische High School Abschluss nicht anerkannt wird

© Brastock Images, AdobeStock

Vor fast genau einem Jahr habe ich an dieser Stelle über die Anerkennung des US-amerikanischen High School Abschlusses meiner Töchter für ein Hochschulstudium in Deutschland geschrieben. Die Resonanz auf diesen Artikel war groß – viele Nachrichten Rat suchender Expat-Eltern sind seitdem in meinem Postfach gelandet.

Und immer wieder tauchte auch die Frage auf: was tun, wenn der High School Abschluss doch nicht anerkannt wird? Gibt es einen Plan B für den Weg ins Studium?

Ja, den gibt es, obwohl es im ersten Moment natürlich ziemlich frustrierend ist, wenn ein Schreiben von der Anerkennungsstelle des jeweiligen Bundeslandes ins Haus flattert und der High School Abschluss „nur“ als „Mittlerer Bildungsabschluss“ anerkannt wird. Ein solcher High School Abschluss ist in diesem Fall nämlich gleichzeitig auch ein „Bildungsnachweis, der eine indirekte Hochschulzugangsqualifikation zum Ablegen der Feststellungsprüfung vermittelt, der in der Regel der Besuch eines Studienkollegs vorausgeht.“ Aha. Was ist denn nun eine Feststellungsprüfung? Und ein Studienkolleg?

Studienkolleg als Vorbereitung für ein Hochschulstudium in Deutschland

Ein sogenanntes Studienkolleg soll eigentlich internationale Studienbewerber innerhalb eines Jahres fachlich und sprachlich auf ein Hochschulstudium in Deutschland vorbereiten. Sehr häufig kommen diese Studienbewerber aus Südamerika oder dem asiatischen Raum – und manchmal finden sich dort auch deutsche Staatsbürger wieder, nämlich Expat-Kinder, die irgendwo auf der Welt (häufig in den USA) die Schule abgeschlossen haben und nun in der Heimat studieren möchten. Am Ende des einjährigen Studienkollegs wird, sozusagen als Abschlussprüfung, die FSP, die Feststellungsprüfung abgelegt. Mit den Ergebnissen aus der FSP kann man sich dann in ganz Deutschland für ein Studium bewerben (und sie sogar einmal wiederholen, falls es beim ersten Mal nicht gereicht hat!).

Studienkollegs gibt es in jedem deutschen Bundesland, oft sind sie staatlich und angeschlossen an eine Universität, manchmal auch an eine Hochschule/Fachhochschule oder sogar privater Natur (wobei dann häufig Studiengebühren fällig werden). Zu beachten ist, dass die Feststellungsprüfung von einem Universitätskolleg zu einem Studium an Universitäten und Fachhochschulen in ganz Deutschland berechtigt, die Feststellungsprüfung von einem Fachhochschulkolleg zu einem Studium an Fachhochschulen.

Fünf verschiedene Kurse zur Auswahl

An einem Universitäts-Studienkolleg gibt es fünf verschiedene Kurse: den M-Kurs (medizinische/biologische Studiengänge), den W-Kurs (wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Studiengänge), den T-Kurs (technische/mathematische Studiengänge), den G-Kurs (geisteswissenschaftliche Studiengänge) und den S-Kurs (sprachliche Studiengänge). Fachhochschulstudienkollegs bieten einen TI (technischen), WW (wirtschaftswissenschaftlichen), GD (gestalterischen) und SW (sozialwissenschaftlichen) Kurs an. Bei der Wahl des entsprechenden Vorbereitungskurses gilt es zu beachten, dass dieser genau zum geplanten Studium passen muss – wer sich hier unsicher ist, sollte sich rechtzeitig bei der entsprechenden Universität/ Fachhochschule erkundigen.

Auch wir hatten uns im Vorfeld schon mal zu den Studienkollegs in unserem Heimatbundesland Baden-Württemberg schlau gemacht. Hier stehen drei Studienkollegs (HTWG Konstanz, Universität Heidelberg, KIT Karlsruhe) zur Auswahl, die alle ganz unterschiedliche Vorbereitungskurse im Angebot haben. Da in unserem Fall die Studienfachs-Tendenz in Richtung Wirtschafts- beziehungsweise Sozialwissenschaften ging, erschien der W-Kurs des Studienkollegs der Universität Heidelberg letztendlich als richtig – für den Fall, dass Plan B in Kraft treten sollte.

Auf der Website des Internationalen Studienzentrums der Universität Heidelberg findet man dann auch einen Link für den Fall „deutscher Staatbürger möchte sich am Studienkolleg bewerben“: wer auf den Link klickt, bekommt eine Verfahrensanweisung und eine Liste der einzureichenden Unterlagen. Hat man diese erste Hürde genommen, erhält man eine Einladung zu einer Aufnahmeprüfung, bei der vor allem die Kenntnisse der deutschen Sprache eingestuft werden (für das Bestehen dieses Tests sollte man Kompetenzniveau B2 vorweisen können). Ist auch diese bestanden, kann‘s endlich losgehen mit dem Studienkolleg.

Für erste Informationen ist die Seite studienkollegs.de sehr hilfreich, für weiterführende Informationen gibt es auf den entsprechenden Seiten des gewählten Studienkollegs ausführliche Infos zu Bewerbungsfristen, einzureichenden Unterlagen et cetera. So zum Beispiel für die Universität Heidelberg auf isz.uni-heidelberg.de.

Alexandra Lehr

Die Autorin

Alexandra Lehr hat drei Jahre mit ihrer vierköpfigen Familie im US-Bundestaat Minnesota gelebt. Vor Kurzem sind alle nach Süddeutschland zurückgekehrt und versuchen sich wieder einzugewöhnen. Wer sich zum Thema High School Abschluss und Anerkennung in Deutschland gerne mit ihr austauschen möchte, kann ihr gerne eine E-Mail schreiben. Sie freut sich über Fragen oder ähnliche Erfahrungen!

Schreiben Sie der Autorin gerne eine E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

In der März-Ausgabe 2022 ist ein Artikel von ihr über Schulen in den USA erschienen: „Warum eine öffentliche High School durchaus eine Alternative sein kann“.

Lesen Sie auch das Journal-Interview mit Alexandra Lehr über Ihre Expat-Zeit in den USA: „Amerikaner haben eine sehr positive Lebenseinstellung“.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe April 2022 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.