So sollten sich Expats bei einem Terroranschlag verhalten
Die Terroranschläge von Wien (02.11.2020) Paris (16.10.2020) und Nizza (31.10.2020) haben wieder einmal gezeigt, dass solche Attacken nicht nur in sogenannten Hotspots ferner Länder, sondern auch direkt unter uns in Europa passieren. Tatsächlich kann man sich nur schwer gegen einen Terroranschlag schützen. Trotzdem sollte man jederzeit darauf vorbereitet sein und die wichtigsten Verhaltensregeln beachten, um unbeschadet aus der Situation zu kommen.
Ein vermummter Attentäter, vermutlich ein islamistischer Terrorist, schießt in einem belebten Szene-Viertel mit einem Sturmgewehr um sich. Die Polizei ist sofort zur Stelle und versucht das Geschehen in den Griff zu bekommen. Keine einfache Aktion, weil an insgesamt sechs Tatorten geschossen wird, die Lage anfangs unübersichtlich ist und zu Beginn niemand genau weiß, wie viele Terroristen es tatsächlich sind. Es sterben vier Passanten und etliche weitere Personen werden teils schwer verletzt. So geschah es am 2. November 2020 in Wien.
Bei Terroranschlag raus aus der Gefahrenzone
Praktisch in jeder europäischen Großstadt kann man als Passant jederzeit in so eine Situation kommen. Selbst wenn Sicherheitskräfte schnell vor Ort sind, gibt es eine Zeit, in der man auf sich selbst gestellt ist und richtig reagieren sollte. Das wichtigste Prinzip lautet: „Raus aus der Gefahrenzone“! Oft ist es jedoch nicht einfach, sofort zu realisieren, dass es sich um einen Anschlag handelt. Außerdem wo ist die Gefahrenzone genau und wohin muss man sich bewegen, um von dort wegzukommen und nicht direkt den Tätern in die Arme zu laufen?
Unternehmen sollten daher ihre Geschäftsreisenden, auch wenn sie sich nur in Europa bewegen, auf solche Szenarien vorbereiten, entsprechende Tipps mit an die Hand geben oder spezielle Trainings für Reisesicherheit anbieten.
Die wichtigsten Verhaltensregeln bei einem Terroranschlag:
Informieren Sie sich vorab über die Länder, in die Sie reisen. Beachten Sie die lokalen Gesetze, religiösen Traditionen, Bräuche, Geschäftspraktiken und Verhaltensregeln. Es gilt die allgemeine Regel, je exotischer das Ziel, je mehr sich die Kultur des Ziellandes von der eigenen unterscheidet, umso wichtiger ist die Vorbereitung der Reise und die Einhaltung der Hinweise und Verhaltensregeln während der Reise.
- Erkundigen Sie sich, wie das örtliche Telefonsystem funktioniert und halten Sie die lokalen Notrufnummern parat. Für den Notfall sollten Sie auch in Ihrem Mobiltelefon auf diese Telefonnummern Zugriff haben. Ein Informationsblatt mit den wichtigsten Hinweisen und Telefonnummern für den Notfall hilft Ihnen sofort die richtigen Maßnahmen einzuleiten, Gefahren abzuwehren und Folgen zu mindern.
- Versuchen Sie sich bei jedem längeren Aufenthaltsort (Hotel, Bar, Restaurant, Geschäft etc.) die Ausgänge einzuprägen und mögliche Fluchtwege zu überlegen. Versuchen Sie sich auf dem Weg dorthin öffentliche Gebäude (Polizeistationen, Behörden, Krankenhäuser etc.) in der Nähe zu merken, die bei einem Terroranschlag Schutz bieten könnten.
- Vermeiden Sie bei einem Anschlag Panik. Bleiben Sie nach Möglichkeit ruhig und handeln Sie überlegt. Verschaffen Sie sich einen Überblick, woher die Gefahr kommt. Weglaufende Personen sind in der Regel ein Indikator, dass von dort ein Angreifer kommt oder ein Anschlag war/droht. Laufen Sie jedoch nicht blind mit der Menge. Manchmal kann es der richtige Weg sein, sich weg von der Menge zu bewegen, insbesondere wenn die Gefahr einer Massenpanik droht.
- Verhalten Sie sich möglichst unauffällig und machen Sie nicht unnötig auf sich aufmerksam. Begeben Sie sich schnell aus der Gefahrenzone und verstecken Sie sich nicht in unmittelbarer Nähe. Terroristen suchen die Umgebung oft nach Personen ab, um sie zu töten. Wenn plötzlich auffällig viele uniformierte Sicherheitskräfte oder Polizeibeamte erscheinen, suchen Sie rasch Schutz an einer geeigneten Stelle, zum Beispiel hinter einer Säule einem großen Automaten oder schweren Möbeln.
- Machen Sie keine Aufnahmen mit dem Smartphone und posten Sie diese insbesondere nicht auf sozialen Netzwerken. Während der Aufnahmen sind Sie ein leichtes Ziel. Außerdem könnten Täter dadurch Hinweise auf das Vorgehen beziehungsweise die Taktik der Polizei/Sicherheitskräfte erhalten.
- Wenn Sie sich in Gebäuden in unmittelbarer Tatortnähe aufhalten, entfernen Sie sich von Fenstern und Glasscheiben. Bei einer Schießerei könnten Sie sonst Querschläger oder Abpraller treffen. Verbarrikadieren Sie sich und verhalten sich so, dass die Täter nicht auf Sie aufmerksam werden.
- Wenn es ungefährlich möglich ist, informieren Sie Vertrauenspersonen über ihre Lage, wo Sie sich aufhalten und dass es Ihnen gut geht.
Der Autor:
Christian Schaaf ist Geschäftsführer und Gründer von Corporate Trust. Als ehemaliger Kriminalbeamter ist er ein Fachmann für den Umgang mit kriminellen Bedrohungen sowie dem Krisenmanagement bei Extremsituationen.
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