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Gesundheit
© sebra, AdobeStock

Richtig kommunizieren: Was Patienten sich von Medizinern wünschen

Eine unglückliche Ausdrucksweise beim Besprechen von Diagnosen und Behandlungen kann Stress für alle Beteiligten auslösen. Dass dies oft schon durch eine Vereinfachung der Sprache verhindert werden kann, zeigt nun eine Untersuchung zur Arzt-Patienten-Kommunikation. Forscher haben nun in einem mehrstufigen Untersuchungssetting die Auswirkungen eines einfachen Austausches von Begriffen vorgenommen. An dem Kooperationsprojekt waren Wissenschaftler von der Universität Witten/Herdecke (UW/H), von der Wagener-Stiftung für Sozialpädiatrie, von der Jacobs-University Bremen sowie von der Freien Universität Berlin beteiligt.

Patienten wünschen von medizinischen Fachkräften zunehmend einen partizipativen Entscheidungsfindungs-Prozess, sie möchten also beispielsweise bei geplanten Behandlungen und Operationen besser mit einbezogen werden. In der Kommunikation miteinander führt dies jedoch häufig zu Schwierigkeiten, da der größte Teil der Bevölkerung nicht über das dafür mitunter erforderliche Know-how verfügt. Kurzum: Ärzte und Patienten sprechen schlichtweg oft nicht dieselbe Sprache.

Alles positiv – oder doch nicht?

Im Mittelpunkt der Untersuchung standen die Wertungen „positiv“ und „negativ“, die im medizinischen Kontext sehr unterschiedlich benutzt werden und teilweise anders gemeint sind als umgangssprachlich im Alltag. „Ein positiver HIV- oder Corona-Test ist beispielsweise für die Betroffenen meist alles andere als positiv im umgangssprachlichen Sinn“, erläutert Professor Borusiak Dr. Peter Borusiak von der Universität Witten/Herdecke. „Und ob ein positiver Schwangerschaftstest seitens der werdenden Mutter tatsächlich positiv eingeordnet wird, vermag nur sie selber anhand ihrer persönlichen Situation einzuschätzen. Viele Befunde im medizinischen Kontext werden mit diesen Begriffen vermittelt, zum Beispiel auch Atemteste bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten etc. Die Interpretation für den Patienten ist oft schwierig.“

Deshalb passte das Forschungsteam die Begriffe im Rahmen der Studie bei den 1.131 Teilnehmern, die die Bevölkerung Deutschlands im Hinblick auf Alter, Geschlecht und Bildungsstand repräsentieren, an. Das Ergebnis: Eine geringfügige Änderung in der Kommunikation (Ersetzung von „positiv“ und „negativ“ durch „auffällig“ beziehungsweise unauffällig“) erhöht bei bestimmten Gruppen den Grad der Verständlichkeit erheblich. „In erster Linie profitieren hierbei Menschen ohne Schulabschluss und mit einem eher niedrigen Bildungsgrad – eine Bevölkerungsgruppe, die ohnehin im medizinischen System benachteiligt ist“, so Mediziner Borusiak weiter. Die Wahrscheinlichkeit für eine korrekte Zuordnung von Befunden stieg insbesondere in bildungsferneren Gruppen.“

Zum Hintergrund: Ein wichtiger Aspekt der Arzt-Patienten-Kommunikation ist die Übermittlung von Befundergebnissen (zum Beispiel von Laborbefunden, Atemtests). Während verschiedene Studien sich mit der geeignetsten Form der Übermittlung von numerischen Wahrscheinlichkeiten beziehungsweise statistischen Risiken befassen (zum Beispiel als Zahl versus visueller Graph), blieb bisher unklar, wie sich das „Wording“ von Befundergebnissen (zum Beispiel positiv versus auffällig) auf das Verständnis durch Patienten auswirkt. Darüber hinaus ist auch bekannt, dass die Darstellung beispielsweise des Risikos von Medikamentennebenwirkungen das Einnahmeverhalten von Patienten beeinflusst. Somit könnte auch das Wording bei der Übermittlung von Befundergebnissen einen wichtigen Einfluss auf das damit verbundene Verhalten von Patienten haben.