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Vermischtes
© Robert Kneschke - AdobeStock

Frauen und Männer werden in den USA als gleich kompetent wahrgenommen

Repräsentative Umfragedaten deuten darauf hin, dass sich die Geschlechtsstereotype in den USA seit den 1940er Jahren erheblich geändert haben. Das berichtet das Deutsche Gesundheitsportal.

In einer Studie zeigen Forscher der Universität Bern und der Northwestern University (USA), dass die wahrgenommene Kompetenz von Frauen im Vergleich zu Männern zugenommen hat. Dies steht im Einklang mit der zunehmenden Bildung und Beteiligung von Frauen im Arbeitsmarkt. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts haben sich die Rollen von Frauen und Männern in den USA wie in vielen westlichen Nationen gravierend gewandelt und auch die Vorstellungen über die Eigenschaften von Frauen und Männern.

Daten aus über 70 Jahren ausgewertet

Die Forscher analysierten 16 national repräsentative Meinungsumfragen, die zwischen 1946 und 2018 in den USA mit insgesamt mehr als 30.000 erwachsenen Befragten durchgeführt wurden. Dabei untersuchten sie innerhalb dieser Meinungsumfragen drei Stereotype: Communion (charakterisiert durch Eigenschaften wie mitfühlend, sensibel, liebevoll), Agency (wie ehrgeizig, aggressiv, entscheidungsfreudig) und Kompetenz (wie intelligent, organisiert, kreativ) – und ob die Befragten der Meinung waren, dass diese Eigenschaften eher Frauen, eher Männern oder gleichermaßen beiden zugeschrieben werden. 

Kompetenz-Stereotyp veränderte sich über die Zeit hinweg

Die Forschenden kommen zum Schluss, dass sich das Kompetenz-Stereotyp im Laufe der Jahrzehnte dramatisch verändert hat. So gaben etwa in der Meinungsumfrage von 1946 nur 35 Prozent der befragten Personen an, dass Männer und Frauen gleich intelligent sind. Von denjenigen, die glaubten, dass es einen Unterschied zwischen Mann und Frau gibt, erachteten die meisten der Befragten Männer als kompetenter.

Im Gegensatz dazu schrieben im Jahr 2018 ganze 86 Prozent der Befragten Männern und Frauen eine gleiche Intelligenz zu. Von den Befragten, die einen Unterschied sahen, glaubten neun Prozent, dass Frauen und nur fünf Prozent, dass Männer intelligenter sind.

Gewisse Stereotype halten sich

Die Studienergebnisse über die Communion- und Agency-Stereotype überraschen: Die Wahrnehmung von Frauen als mitfühlende und Männern als ehrgeizige Menschen hat sich seit den 1940er Jahren nicht wesentlich verändert. Kommunale Stereotype hätten sich sogar noch verstärkt, so dass Frauen über die Zeit hinweg als noch mitfühlender, liebevoller und sensibler wahrgenommen werden als Männer, so die Forscher. Männer gelten nach wie vor als ehrgeiziger, aggressiver und entschlossener als Frauen und dieser Glaube hat sich seit den 1940er Jahren nicht wesentlich verändert.

Ursachen für sich verändernde Stereotype

Menschen beobachten Frauen und Männer in unterschiedlichen sozialen Rollen und leiten daraus Eigenschaften ab, die die Geschlechtsstereotype ausmachen, so die Forscher. Geschlechtsstereotype spiegelten somit die soziale Position von Frauen und Männern in der Gesellschaft wider, die sich nur ändern würden, wenn sich diese Positionen verändern.

Die Forschenden interpretieren die Studienergebnisse folgendermaßen: Die zunehmende Erwerbsbeteiligung und Bildung von Frauen gingen wahrscheinlich mit der Zunahme ihrer wahrgenommenen Kompetenzen einher. Jedoch hielten sich gewisse Stereotype durch die Wahl der Berufsfelder und die Aufteilung der häuslichen Rollen aufrecht.

Frauen konzentrierten sich weiterhin auf Berufe, die soziale Kompetenzen belohnen oder einen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Frauen würden zudem im Durchschnitt ungefähr doppelt so viel Zeit mit Hausarbeit und Kinderbetreuung verbringen wie Männer, so die Forscher. Im Gegensatz dazu konzentrierten sich Männer auf Führungsrollen und Berufe, die körperliche Stärke, Wettbewerb, sowie analytische, mathematische und technische Fähigkeiten erfordern.

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Die gegenwärtigen Stereotype sollten die Beschäftigung von Frauen fördern, da Kompetenz für praktisch alle Jobs eine Anforderung sei. Außerdem würden zunehmend soziale Kompetenzen belohnt, was die größere wahrgenommene Kommunalität von Frauen zu einem zusätzlichen Vorteil mache. Die Ergebnisse seien jedoch nicht nur positiv für Frauen. Die meisten Führungspositionen würden mehr Ehrgeiz, Aggressivität und Entscheidungsfreudigkeit erfordern, was Frauen im Vergleich zu Männern weniger zugeschrieben wird.