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Vermischtes
© Krzysztof Wiktor, AdobeStock

Abenteuer Wildnis: Survival-Tipps für die autarke Übernachtung im Wald

In die Natur eintauchen, im Wald übernachten, keinen Empfang haben und möglichst autark campieren: So fühlt man sich fernab von Zivilisation und Alltagsroutine. Der Eskapismus zurück zur Natur findet seinen Ausdruck in Survival-Camps, die voll im Trend liegen. Viele nutzen den Naturminimalismus, um sich selbst zu finden und an die eigenen Grenzen zu gehen.

Der Survival-Trainer Michael Steffl ist seit über zwanzig Jahren Pfadfinder. In Kooperation mit dem Erlebnisreiseveranstalter Jochen Schweizer gibt er hilfreiche Tipps, wie das Abenteuer in der Wildnis gelingt.

„Im Alltag ist der Blick von vielen ständig auf das Smartphone gerichtet. Das Survival-Camp ist quasi ein Experiment: Was passiert, wenn die Teilnehmer mal komplett auf alle digitalen Geräte verzichten und zurück zur Natur finden, indem sie sich direkt in ihr aufhalten und draußen im Wald in der selbstgebauten Übernachtungsmöglichkeit schlafen? Erst dann lässt sich so richtig abschalten und zurückkehren zu dem, was wirklich wichtig ist: Im Einklang mit der Natur, aber vor allem auch sich selbst sein.“ Für die erste Nacht im Wald hat Steffl diese Survival-Tipps zusammengestellt:

Nur das Wichtigste einpacken

Die Natur ist üppig – mit einem trainierten Blick lässt sich vieles, was man zum Überleben in der Wildnis braucht, finden. Aus Holz kann man zum Beispiel einen Unterschlupf bauen. Doch ein paar Utensilien sind dafür umso wichtiger. „Survival Must Haves sind eine Notfalldecke, ein großes Tuch in Dreiecksform, ein Taschenmesser, ein Seil und ein Magnesiumstab, welcher als regenfester Streichholz-Ersatz das Feuermachen vereinfacht – damit kann ich über einen Monat in der Wildnis bleiben und mir selbst immer helfen”, so Steffl.

Den Orientierungssinn schärfen

„Ganz am Anfang eines jeden Survival Trainings gehen wir zunächst querfeldein durch den Wald, durch Wasser, Schlamm, unter Bäumen durch sowie Hänge hinauf und hinunter. Nach einer Stunde sind alle Teilnehmer schon völlig durchgeschwitzt und dann frage ich: Was glaubt ihr, wie weit wir jetzt gekommen sind?“, erzählt der Survival-Trainer über seine Trainingsmethoden. Die Orientierung ist durch einen behinderten Weitblick manchmal schwer einzuschätzen. Da sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.  Die Empfindung der Entfernungen im Wald ohne Orientierung ist meistens immer weiter, als man tatsächlich gekommen ist. In einer Stunde sind es durchschnittlich etwa achthundert Meter – Meter, die viel Kraft kosten. „Deshalb empfiehlt es sich im Ernstfall lieber an Ort und Stelle zu bleiben und sich im ersten Schritt eine Übernachtungsmöglichkeit zu bauen.“ Ein weiterer Tipp: Orientierungspunkte schaffen! „Am besten den Blick heben und Fixpunkte suchen, die über den Wald hinaus stehen. Das kann mal ein entfernter Kirchturm sein, ein Strommasten oder Ähnliches.”

Übernachten in der Wildnis im selbst gebauten Unterschlupf

Das Schlafen im Wald in einem selbst gebauten Unterschlupf ist für viele Survival-Begeisterte ein Meilenstein. Ein trockener Schlafplatz ist das Wichtigste, um in der Wildnis zurechtzukommen. Sonst wird es schnell sehr kalt und nass. Feuer machen ist der nächste Schritt, um es gemütlich zu haben. Die Hütte muss nicht groß sein. Denn: Je kleiner die Hütte, desto schneller wird es warm.

VERMISCHTES AdobeStock 199174293© Nataliia Vyshneva, AdobeStock

So gelingt der Bau einer Unterkunft

Zuerst einmal muss der richtige Platz für das improvisierte Eigenheim gefunden werden. Der Untergrund sollte leicht erhöht sein, damit bei Regen kein Wasser hineinläuft. Außerdem sollte man einen weichen Untergrund ohne Steine wählen, da diese sehr kalt werden. Auch Bäume bieten einen natürlichen Unterschlupf und schützen zusätzlich vor Regen. Aber Vorsicht: Äste können auf die Hütte fallen. Deshalb ist es wichtig, sich die Umgebung vorher genau anzusehen.

Dann geht es ans Holzsammeln. Dabei sollten verschiedene Holzarten und Äste gesammelt werden: Oft bietet der Waldboden schon reichlich Fallholz.  Ist dies nicht der Fall, können Äste und Hölzer abgesägt oder geschnitten werden. Dabei gleich an Brennholz denken und trockenes Holz und Späne mitnehmen.

Jetzt geht es ans Eingemachte, denn die Hütte muss stabil stehen. Dazu einen langen, dicken Stock senkrecht aufstellen und rechts und links mit zwei Y-förmigen Ästen fixieren. Nach hinten einen langen Stock legen, der unten am Boden endet. Den Hauptbalken seitlich mit Stöcken abstützen und dann mit allem bedecken, was der Wald als Regen- und Kälteschutz hergibt: kleine Äste, Laub, Moos und vieles mehr.

Auch an ein Minimum an Komfort für einen guten Schlaf sollte gedacht werden. Sobald die kleine Hütte steht, wird sie mit Laub, Moos und Tannenzapfen ausgelegt, um auf einer Naturmatratze hoffentlich erholsam und im Einklang mit der Natur schlafen zu können.

Wasser finden

Natürlich ist es für Anfängerinnen und Anfänger überlebenswichtig, genügend Wasser für das Abenteuer in der Wildnis einzuplanen. Aber auch hier ist die Natur großzügig, denn im Wald gibt es oft reichlich frisches Wasser aus Bächen. Wichtig ist, auf seine Sinne zu achten und sie zu schulen. Oft hört man schon von irgendwo ein leises Rauschen im Wald, das zu einem Bach führt. Diesen gilt es dann mit feinem Gehör aufzuspüren. Für den Fall, dass die Suche nach Wasser erfolglos bleibt, hat der Survival-Trainer folgenden Tipp parat: „Ein Loch graben, eine Tasse in die Mitte stellen und mit einer Plane abdecken. Oben in der Mitte die Plane mit einem Stein beschweren und warten, bis sich die Tasse durch das Kondenswasser füllt.“ Wer im Frühling in der Natur unterwegs ist, kann nach Birken Ausschau halten, denn sie haben Birkenwasser im Stamm gespeichert. Um an das Birkenwasser zu kommen, muss man den Birkenstamm mit einem Stein oder Messer aufschlagen. 

Abschließend betont Steffl die Notwendigkeit und Wichtigkeit dieser Survival-Tipps abseits des Trend-Phänomens, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wissen, dass sie an einem bestimmten Tag wieder zu Hause in ihrem gemütlichen Bett schlafen werden: „Ich finde es extrem wichtig, auch realistische Fälle durchzugehen und den Teilnehmern zu zeigen: Was mache ich, wenn ich auf Bergtour bin, mir beispielsweise ein Bein breche und mein Handy inklusive GPS ausfällt und ich wirklich warten muss, bis der nächste Wanderer vorbeikommt – das kann an abgelegenen Orten schon mal dauern.“ Im Survival Camp lernen die Naturabenteurerinnen und Abenteurer die wichtigsten Überlebensstrategien in der Wildnis. 

Videotipp: Campen in Schweden

Für Abenteuerlustige, die nicht unbedingt im selbst gebauten Unterschlupf übernachten wollen, ist Campen eine gute Alternative. Schweden bietet sich besonders an, um mit dem Wohnmobil oder Zelt zu campen. Auslandsexpertin Britta informiert in diesem Video, warum es besonders preiswert ist und welche Besonderheiten oder Regeln es zu beachten gibt.

VERMISCHTES Britta Schweden

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Januar 2024 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.