Warum die medizinischen Kosten weltweit signifikant steigen
Die weltweiten Kosten für medizinische Leistungen steigen so stark wie seit beinahe 15 Jahren nicht mehr. Gründe sind Faktoren wie Inflation, instabile weltwirtschaftliche Lage und eine gesteigerte Nachfrage nach Gesundheitsleistungen.
Das geht aus der Global Medical Trend Survey des Beratungsunternehmens Willis Towers Watson (WTW) hervor. Demnach sind die Kosten für Gesundheitsleistungen in den letzten Jahren stark angestiegen: von 8,2 Prozent im Jahr 2021 auf 8,8 Prozent im Jahr 2022. Dieser Trend setzt sich auch im Jahr 2023 fort, wo die medizinischen Kosten auf einen Rekordwert von zehn Prozent gestiegen sind. Die Mehrheit der Versicherer (78 Prozent) erwartet in den nächsten drei Jahren weitere anhaltend hohe Steigerungen.
Diese Kostenerhöhungen sind in nahezu allen Regionen spürbar, außer in Nordamerika. Besonders Lateinamerika, der Nahe Osten und Afrika werden stark betroffen sein. Sogar in Europa, das normalerweise niedrigere Kostensteigerungen verzeichnet, wird ein Anstieg von acht Prozent im Jahr 2022 auf 8,6 Prozent im Jahr 2023 erwartet. Einzig Nordamerika verzeichnet einen erwarteten Rückgang von 9,4 Prozent im Jahr 2022 auf 6,5 Prozent im Jahr 2023.
Um diesen Kostenanstieg zu bewältigen und erfolgreiche Schadensprävention zu betreiben, benötigen global agierende Unternehmen langfristige Strategien und ein tiefes Verständnis der lokalen und regionalen Kostenfaktoren. Strukturierte Analysen der lokalen Kostentreiber, gezielte Gegenmaßnahmen und die Ausweitung von Telemedizin- und Wohlbefinden-Angeboten können Unternehmen helfen, angemessen zu reagieren.
Die Auswirkungen der Pandemie sind weiterhin spürbar, insbesondere im Anstieg der Krankheitskosten. Erkrankungen des Bewegungsapparates stehen an erster Stelle, bedingt durch mangelnde Ergonomie im Homeoffice und reduzierte körperliche Aktivität während der Pandemie. Krebs, 2022 noch auf Platz fünf, wird 2023 weltweit wieder auf Platz zwei der häufigsten Erkrankungen steigen, was die verzögerte Diagnose und Behandlung während der Pandemie widerspiegelt. Die Kosten von Krebserkrankungen bleiben die höchsten, gefolgt von Erkrankungen des Bewegungsapparates und des Herz-Kreislauf-Systems.
Versichernde sehen die übermäßige Inanspruchnahme von Leistungen (74 Prozent) weiterhin als Hauptursache für steigende Gesundheitskosten an, da Ärztinnen und Ärzte oft zu viele Leistungen empfehlen oder Medikamente verschreiben. Auch neue medizinische Technologien (62 Prozent) und der ungesunde Lebensstil der Versicherten (52 Prozent) tragen zu den steigenden Kosten bei. Die geringe Inanspruchnahme von Präventivleistungen (50 Prozent) hat ebenfalls zugenommen, was teilweise auf die reduzierte medizinische Versorgung während der Pandemie zurückzuführen ist.