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Expatriates
Chongqing, China © 昊 周, AdobeStock

Geopolitische Veränderungen sorgen für Unsicherheit bei Personaleinsätzen im Ausland

Personaleinsätze im Ausland haben sich grundlegend gewandelt und Unternehmen passen ihre Global-Mobility-Strategien an. Jurist Omer Dotou von der Unternehmensberatung BDAE Consult gibt Einblicke, welche Märkte aktuell im Kommen sind, worin derzeit die Schwierigkeiten für internationale Firmen bestehen und welche Bedürfnisse Expats haben. 

In Bezug auf die BRICS-Staaten, also die Vereinigung von aufstrebenden Volkswirtschaften Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, stellt Dotou fest, dass es nicht zwangsläufig zu vermehrten Entsendungen von Expats in diese Länder gibt. Lediglich China gilt nach wie vor als relativ attraktiver Markt für deutsche Unternehmen. Relativ, weil die Entsendung von Mitarbeitenden dorthin aufgrund formeller Prozesse sehr langwierig ist.

Auch ist es nicht der attraktivste Ort für Expats und ihre Familien, um dort zu leben und seit der Pandemie schrecken deutsche Fachkräfte vor Einsätzen in dem Land zurück. Einige Unternehmen rekrutieren mittlerweile Fachkräfte aus dem osteuropäischen Ausland, die eher bereit sind, eine längere Zeit in China zu arbeiten. Versuche, Lieferketten aus China nach Europa zu verlagern, sind langwierig und trotz aller Herausforderungen ist und bleibt China ein wichtiger Absatzmarkt und somit ein wichtiges Entsendeland für deutsche Unternehmen.

Südafrika ist zwar ein attraktiver Absatzmarkt für deutsche Firmen, aber die Prozesse in puncto Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis sind auch dort sehr schwierig und vor allem langwierig, und Ablehnungen sind keine Seltenheit. Es ist kein „Selbstläufer“ für deutsche und europäische Unternehmen, in Afrika Fuß zu fassen. Im Zuge der geopolitischen Entwicklung streben die BRICS-Staaten zwar ein Bündnis gegen die G7 an, aber solange dieses noch nicht existiert, bleiben sie für Investoren unattraktiv. „Von echten Pull-Faktoren in den BRICS-Staaten kann aus unserer Sicht keine Rede sein“, so Dotou.

Europäische Länder bei der Personalentsendung gefragter

Galten die BRICS-Statten vor zwei Jahrzehnten noch als aufstrebende Schwellenländer, stecken wir aktuell in einer Phase der Neuorientierung. Geopolitische Veränderungen führen zu Unsicherheiten bei Personaleinsätzen im Ausland, was sich, wie Dotou betont, in der zunehmenden Rolle der USA und Europa bei Entsendungen bemerkbar macht. Für Unternehmen, die in die BRICS-Staaten investieren, ist es, abgesehen von den Absatzchancen, wichtig, eine gute Infrastruktur vorzufinden. Dazu gehört eine gute Wohnsituation für Expats, Schulen und Kitas für mitreisende Kinder und eine gute Gesundheitsversorgung.

Gefragt sind Länder wie die Niederlande und Frankreich, ebenso Polen und Ungarn. Dort gibt es Modelle, bei denen Mitarbeitende gelegentlich nach Deutschland reisen sonst aber wie Entsendete in den Ländern arbeiten.

Neue Strategien für Personaleinsätze im Ausland

Unternehmen geht es mehr denn je um die Sicherheit ihrer Mitarbeitenden im Ausland. Die Flexibilität und Veränderung der Auslandsentsendungen haben zugenommen, insbesondere aufgrund der Pandemie und der veränderten geo- und weltpolitischen Umstände. Unternehmen entwickeln daher alternative Modelle wie hybride Entsendungen, bei denen Führungskräfte aus Deutschland heraus Teams führen und mehrmals im Jahr Dienstreisen ins Einsatzland unternehmen. Mit solchen Konzepten wird die Reaktionsgeschwindigkeit deutlich höher, wenn Expats keine feste Bleibe und Familie im Ausland haben. Solche Modelle geben Entsandten eine nötige Sicherheit bei der Entscheidung für den Auslandseinsatz.

In Bezug auf die Rückkehr zur „Normalität“ nach der Pandemie hat eine Umfrage von MSH, der Muttergesellschaft des BDAE, unter mehr als 100 international tätigen Firmenkunden ergeben, dass Unternehmen wieder an Zuversicht gewinnen und ihre internationalen Mobilitätsmaßnahmen für ihre Mitarbeitenden erweitern. Was die Dauer der Auslandseinsätze betrifft, so ist diese in den Unternehmen im Vergleich zu 2021 insgesamt stabil geblieben. Mehr als vier Fünftel (88 Prozent) der Unternehmen haben die durchschnittliche Dauer der internationalen Mobilität beibehalten oder erhöht. Während sich die wirtschaftliche Situation im Jahr 2022 für viele der befragten Unternehmen stabilisiert oder sogar verbessert hat, hatte dies auch positive Auswirkungen auf die internationale Mobilität. Der Anteil der Unternehmen, die ihren Bestand an mobilen Mitarbeitenden erhöht haben, ist innerhalb eines Jahres um 25 Prozentpunkte gestiegen: Mehr als jedes vierte Unternehmen gab an, dass sie den Bestand an Expatriates erhöht hat. Im Vorjahr waren es lediglich drei Prozent.

Grundsätzlich zeichnet sich also ein Wandel ab. Unternehmen entwickeln zunehmend neue Strategien im Bereich des internationalen Mitarbeitenden-Einsatzes wie kürzere, aber häufigere Auslandsaufenthalte, Rotationsmobilität – also die regelmäßige Entsendung von Mitarbeitenden an einen Standort im Ausland – oder Pendeln.

Remote Work bereits für zwei Drittel der Unternehmen gelebte Realität

Diese neue Flexibilisierung und die Veränderung der Formen der Auslandsentsendungen sind auf verschiedene Trends in den vergangenen Monaten zurückzuführen. Einer war sicherlich die Pandemie, die das Homeoffice stark vorangetrieben hat. Die geopolitischen Umstände haben sich stark verändert, das hat zu einem Umdenken geführt und sicherlich auch die Kosten in einigen Bereichen nach oben getrieben. „Wir beobachten eine verstärkte Nachfrage nach Remote Work in all ihren neuen Spielarten“, so Dotou. Aufgrund der zahlreichen rechtlichen Anforderungen und Risiken, die mit Remote Work im Ausland einhergehen, beschränken sich Unternehmen zunächst auf die EU. Eine moderne Auslandsentsendung hat kaum noch etwas mit der Form zu tun, wie sie vor 20 oder 40 Jahren praktiziert wurde. In den vergangenen Jahren hat insbesondere der Trend hin zu mehr Workation den Unternehmen eine völlig neue Perspektive gegeben. Statt Mitarbeitende zu entsenden, wollen diese von sich aus ins Ausland – als Erlebnis, um sich fortzubilden, um sich weiterzuentwickeln oder weil der Partner oder die Partnerin ins Ausland will. Das birgt aber auch Risiken für die Unternehmen.

Risiken und Herausforderungen für Unternehmen

Firmen erwarten oft, dass sich ihre Angestellten selbst um Formalitäten der Auslandstätigkeit kümmern sollen, wenn diese von den Mitarbeitenden selbst initiiert und gewünscht wurde. Dotou weist jedoch darauf hin, dass Unternehmen vorsichtig sein sollten, wenn Mitarbeitende sich selbst um Steuern, Sozialversicherung oder Immigration kümmern sollen, da dies zu einem Compliance-Risiko führen kann. Es ist wichtig, die Mitarbeitenden dabei zu unterstützen und gegebenenfalls sogar selbst Lösungen anzubieten.

Auch die Bedeutung der Familie bei Auslandsbeschäftigungen hat zugenommen. Sie ist aus Dotous Sicht sogar das wichtigste Thema der modernen Entsendung geworden. Der Großteil der deutschen Expats ist über 40 Jahre alt, hat eine Partnerinnen oder einen Partner und gegebenenfalls auch Kinder. Heute haben sich die Ansprüche der mitreisenden Partnerin oder Partner verändert. Viele wollen ebenfalls vor Ort arbeiten. Unternehmen sollten daher auch deren Bedürfnisse berücksichtigen.

Diese Entwicklungen zeigen, dass sich die Personaleinsätze im Ausland grundlegend verändert haben und Unternehmen zunehmend neue Strategien und Flexibilität anwenden, um den sich ändernden geopolitischen und gesellschaftlichen Herausforderungen gerecht zu werden. 

Workation im Ausland

Neben Homeoffice im Ausland hat sich inzwischen auch die sogenannte Workation etabliert. Immer mehr Unternehmen wollen es ihren Mitarbeitenden ermöglichen, problemlos im Ausland für sie zu arbeiten – beispielsweise im Anschluss oder in Verbindung mit einem Urlaubsaufenthalt in Ägypten. Doch was gut gemeint ist, hat auch seine rechtlichen Tücken.

Sorgfältige Vorbereitung durch das Personalmanagement ist wichtig, gerade weil es sich bei Workation um eine neue Arbeitsform handelt, deren rechtliche Beurteilung sich erst noch entwickeln muss.

Doch schon jetzt ist klar: Workation ist nicht gleich Workation. Je nach Dauer, Ort und Art der Tätigkeit gibt es unterschiedlichen Anspruch an das Personalmanagement. Einige Beispiel-Konstellationen stellt Auslandsexperte Omer Dotou in diesem Video vor.

EXPATRIATES Workation Youtube

Über die BDAE Consult

Das Beratungsunternehmen unterstützt Unternehmen beim Einsatz von Mitarbeitenden im Ausland in alles Facetten: Von der klassischen Entsendung über Dienstreisen bis zur rechtlich sicheren Umsetzung von Remote Work. Dabei bilden die Beraterinnen und Berater der BDAE Consult alle relevanten und interdependenten Rechtsbereiche ab: Aufenthalts-, Arbeits-, Steuer- und Sozialversicherungsrecht.

entsendeberatung.bdae.com

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Entsendeberatung beim BDAE

Eine Beratung für Auslandsentsendungen sollte idealerweise alle relevanten Rechtsbereiche umfassen. Nur so ist es möglich, einen ganzheitlichen Blick auf Ihre Entsendungen zu erlangen und eine optimale Beratung zu gewährleisten. Die Beraterinnen und Berater der BDAE Consult haben diese Expertise und kennen die aktuellen Entwicklungen im Bereich Global Mobility.

Das Team der BDAE Consult vermittelt sein Wissen regelmäßig in Online-Fortbildungen wie dem angekündigten Seminar. Unternehmen können aber auch auf individuelle Beratung zählen und detaillierte Handlungsempfehlungen für das nächste Projekt erhalten. Sie haben Interesse? Dann melden Sie sich gern!

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Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe Juli 2023 des Journals "Leben und Arbeiten im Ausland".

Das Journal erscheint monatlich kostenlos mit vielen informativen Beiträgen zu Auslandsthemen.

Herausgegeben wird es vom BDAE, dem Experten für die Absicherung im Ausland.